Samstag, 16. April 2005

OB1 und die Klone

Liebe Jar-Jaristen!

Ich bin ja, um es einmal in aller Deutlichkeit zu sagen, ein Mann der fast ersten Stunde. Als vor ziemlich genau 21 Jahren der Trailer von "Die Rückkehr der Jediritter" in Frank Hoffmanns Kinomagazin "Trailer" (Anscheinend hat der Typ, der sich jetzt die deutschen Verleihtitel amerikanischer Filme ausdenkt, früher Fernsehsendungen benannt) lief, war das ungefähr so geil wie die Anfangssequenz von Knight Rider. Also saugeil. Als da ein AT-ST (All Terrain Scout Transport) durch den Dschungel des Waldmondes Endor stapfte, war mein Glück ohne Grenzen. Star Wars, The Lord of the Rings, Dune - das waren meine Welten. Damals schleppte ich sogar meine Schwestern und meinen Vater ins Kino, um alle drei Teile innerhalb von zwei Wochen zu sehen. (Damals gab es noch keine triple features.) Wenn man sich vorstellt, dass die meisten Effektsequenzen aus Star Wars heute noch ganz ordentlich aussehen, dann muss man sich das Erlebnis vor 20 Jahren einmal vorstellen. Damals gab es gar nichts: keine PCs, kein Internet, keine Referenz für Filme dieser Art. Und Darth Vader war noch echt böse: Den ersten Rebellen, den er erwischt, hebt er mit einer Hand am Hals hoch, drückt zu, bis das Genick bricht und wirft den leblosen Körper an die Wand. Da konnte man sich trotz aller Märchenelemente die Bedrohung durch diesen Typen noch echt vorstellen. Wenn man sich aber Episode 1 ansieht, wie da Sklaverei und Tyrannei verharmlost werden, verstehe ich wirklich nicht mehr, was das soll. Jar-Jar Binks zieht im Überlebenskampf seines Entenvolks (Howard the Duck läßt grüßen!) eine Slapsticknummer nach der anderen ab und wenn Anakin das Droidenkontrollschiff der Handelsföderation zerstört, muss ich immer fürchterlich weinen, weil die Roboter noch so viele dieser verdammten Mutanten hätten abschlachten können. "Return of the Jedi" ist ja aus heutiger Sicht auch ein Trauerspiel, genau so wie David Haselnuss und Knight Rider.
Zu meinen Lieblingsspekulationen in der Zeit vor Episode I gehörte, dass Obi-Wan selbst ein Klon sei und sein Name für OB-1 stehe, also den Prototypen eines Klonzuchtprogramms. Damals, vor 12 Jahren, hatten wir alle noch Hoffnungen.

Labels:

5 Comments:

At 16. April 2005 um 21:02, Blogger Christian Genzel said...

Tja, und bald gibt's die EPISODE III, und viele, viele Fans werden sich gar bitterböse äußern über Schorschis neuen Frevel an seinem eigenen Werk. Und dann ist's vorbei mit dem Spuk, und in 15 Jahren erinnert sich kein Mensch, geschweige denn Android, mehr an die unsäglichen Versuche, an alte Glanztaten anzuknüpfen. Und je mehr Zeit verstreicht, um so klarer wird ja auch, daß eigentlich schon 1983 die Serie begann, gewaltig abzustinken - oder steht hier jemand auf die Knuddelteddys? Naja, irgendwem haben sie wohl gefallen, sonst hätt's ja auch die zwei Spin-Off-Movies nicht gegeben. Ich hoffe einfach, daß Lucas endlich sein Lieblingskind zu Grabe trägt und wieder nach vorne blickt. Ganz ernsthaft.

 
At 16. April 2005 um 22:05, Anonymous Anonym said...

Da sind wir an einem interessanten Punkt angelangt. Hat ein Schriftsteller bzw. Filmemacher prinzipiell das Recht, sein eigenes Werk immer wieder umzugestalten? Ich traue mich ja wetten, dass der Schorsch 2007 zum 30-jährigen Jubiläum die ultimate special ultra-edition aller sechs Teile auf den Markt bringt, die dann wirklich endgültig seiner Vision von Star Wars entspricht und zeigt, wie Jar-Jar Binks am Ende von "Jedi" den Häuptling der Ewoks heiratet. Sind nicht alle Menschen irgendwie ernsthaft krank, die obsessiv an einen Punkt in ihrem Leben immer wieder zurückkehren und unfähig sind in irgendeiner Form mit anderen Dingen weiterzumachen? Lässt er dann digital alle Frisuren und Klamotten ersetzen, weil sie nicht mehr zeitgemäß sind? Das ist ja wie mit den Schönheitsoperationen, die scheinbar jung halten, aber eigentlich nur verunstalten.

 
At 16. April 2005 um 22:21, Blogger Christian Genzel said...

Schwierige Frage. Ich bin ja dafür, die Dinge so zu lassen, wie sie sind, nachdem sie mal abgeschlossen wurden. Auch Stevens Aufpolieren von ET kann ich nicht nachvollziehen. Seine diversen Anläufe, CLOSE ENCOUNTERS aber zu perfektionieren, scheinen mir legitim und tragen zum Film bei. Das Recht hat der Künstler wohl immer, aber ich stimme zu, daß man stattdessen einfach mit den Schultern zucken und sich an etwas Neues heranmachen sollte. Das Leben geht weiter! Ich verziehe ja auch das Gesicht, wenn ich mir meine früheren Filme ansehe, oder alte Gedichte von mir wieder lese, aber sie zeigen mir eben, wo ich damals war. Da brauche ich nichts aufpolieren und herumdoktoren, da mache ich lieber etwas Anderes, vielleicht Besseres. Otto Neumaier (der dringend noch einen Spitznamen braucht - ich schlage "Graf Otto von Bruno" vor) hat mir ja auch gesagt, daß kaum eines der Werke, die wir heute als Kafkas Meisterwerke ansehen, vom Autor eigentlich zur Veröffentlichung gedacht waren. Hätten wir ihm nachträglich das Recht zugestanden, Klassiker der Weltliteratur einzustampfen?

 
At 17. April 2005 um 09:54, Anonymous Anonym said...

kafka hatte einen vogel. der wollte in käfer, der depp! Wenn ich einen Vogel hab, will ich doch kein Käfer sein - da mampft mich doch mein eigener Vogel auf!

 
At 17. April 2005 um 13:14, Blogger Christian Genzel said...

Man merkt, daß Schwarz (im Gegensatz zu uns Kultur- und Literaturwissenschaftlern) drüben auf der Naturwissenschaftlichen weilt und noch nicht fertig studiert hat, weil er nur von Käfern und Vögeln redet.

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home