Dienstag, 16. Jänner 2007

Regalos

Liebe Beschenkte!

Mit "regalos" ist nicht die Inneneinrichtung einer MacDonald's Filiale während der LOS WOCHOS gemeint, sondern nur das spanische Wort für Geschenke. Im letzten Teil meiner Weihnachtstraditionentrilogie möchte ich nämlich auf den unsinnigen, um nicht zu sagen unseligen Brauch mancher Mitmenschen eingehen, sich gar nichts mehr zu schenken.
Unsere Gesellschaft leidet unter der immer größer werdenden Diskrepanz, dass einerseits die Zahl der Fest-, Feier- und Gedenktage stetig zunimmt, andererseits aber der persönliche Bezug zu diesen sozialen Aktivitäten radikal abnimmt. Jeder versucht den Feiermarathon, der sich mittlerweile über das ganze Jahr hinzieht, möglichst unbeschadet zu überstehen. Da verstehe ich natürlich, dass man die Nase voll hat und nicht mehr will. Aber gerade bei Familienfeiern sollte man, meiner Meinung nach, nicht mit Zeitsparmaßnahmen beginnen.
Das Hauptargument gegen das Schenken ist ja nicht eine Protesthaltung gegen die totale Kommerzialisierung eines eigentlich religiösen Festes, sondern ein Mangel an Ideen, was man seinen engsten Freunden und Familienmitgliedern überhaupt schenken soll. Dies hätte ein stundenlanges und quälendes Suchen zur Folge, mit dem man sich nur die Samstage vor Weihnachten verscheißt. Deshalb verzichtet man lieber ganz darauf. Abgesehen davon, dass wir alle so aneinander vorbeileben, dass wir nicht einmal mehr mitbekommen, worüber sich die engsten Vertrauten freuen, kann man da ganz leicht Abhilfe schaffen. Jeder gibt eine Liste bekannt und keiner schenkt dem anderen etwas, das teurer als 20 EURO ist. Im Endeffekt freut sich dann doch jeder, wenn er etwas zu Weinachten bekommt.
Diese schrittweise Demontage des Weihnachtsfests hört ja nicht bei den Geschenken auf. Viele haben auch schon auf den Adventskranz, die Krippe und den Baum verzichtet. Der nächste logische Schritt ist dann natürlich ganz darauf zu verzichten. Am 24. geht man lieber abends fort oder man leistet sich gleich Weihnachten in der Karibik, wo es wenigstens schön warm ist. Vielleicht bin ich zu superkonservativ, um diese Haltung zu verstehen, aber wenn ich die paar Tage im Jahr, an denen ich ein bisschen mehr Zeit für Familie und Freunde hätte, auch noch weg bin, dann darf sich aber keiner mehr wundern, dass die sozialen Kontakte generell abreißen.
Ich will hier keine Rückkehr zum traditionellen Weihnachtsfest herbeischreiben, an dem die Tochter des Hauses die gesangesfreudige Familie am Klavier begleitet, aber jeder hat die Chance, sich sein Weihnachten selbst zu basteln. Nur weil alte Traditionen nicht mehr funktionieren, muss ich ja nicht gleich ganz darauf verzichten.

2 Comments:

At 16. Jänner 2007 um 19:05, Anonymous Anonym said...

Da kann ich dir nur kopfnickend beipflichten.
Ich selbst habe ja in diesem Jahr eine neue Tradition in meinem Elternhaus etabliert - natürlich ist sie nur für mich gültig. Während ich in den letzten Jahren immer ganz gerne am 24. mit meinem Vater in die Christvesper gegangen bin, wollte ich heuer auf die religiöse Keule verzichten, zumal ich ja absolut nicht in Weihnachtsstimmung war.
Daher habe ich meine Familie nachmittags aus dem Haus gestaubt und mich mit meiner privaten Weihnachts-CD (frei von "Last Christmas" und Konsorten) ans Schmücken des Christbaumes gemacht und siehe da, es hat sich etwas ähnliches wie Weihnachtsfrieden eingestellt.
Werde ich in den kommenden Jahren wieder machen!

 
At 17. Jänner 2007 um 10:45, Anonymous Anonym said...

schön gesprochen. ich hab weihnachten immer als Tag oder Tage der Familie gesehen. Auch wenn viel gestritten wird manchmal ;-). aber trotzdem - das ist die zeit die meinen eltern gehört und meinem bruder. wo wir doch langsam alle über die halbe welt verstreut sind.

 

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