Dienstag, 10. Februar 2009

We don't need another hero

Liebe Helden,

auf MTV gab es vor Jahren die KING FOR A DAY, FOOL FOR A LIFETIME competition, möglicherweise zeitgleich mit dem Release des fünften Studioalbums von Faith No More (1995), das denselben Titel trägt. Die Gewinner durften einen Tag in Luxus schwelgen und die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit genießen, um dann wieder, für den Rest ihres Lebens, in die Obskurität und Banalität ihres Alltags zurückzukehren. Im Gegensatz zum derzeitigen ORF Programm war das wenigstens eine klare Ansage. Unser geliebter Heimatsender kürt hingegen im Minutentakt immer neue Helden, deren Ablaufdatum nicht unmerklich länger ist als jenes der damaligen MTV Kings. Verschwiegen wird hingegen die FOOL FOR A LIFETIME Komponente, die gerade in Österreich nicht unterschätzt werden darf. STARMANIA, DANCING STARS, Sportberichterstattung, Werbung, Hauptabendnachrichten - man kann sich gar nicht mehr wehren gegen diese Flut von Helden und Superstars. Da wird einem Oliver Wimmer(l) als Sieger von STARMANIA aufs Aug gedrückt, der dann in Interviews von seinen Zukunftsplänen als Megastar sprechen darf. In der SPAR Werbung hüpft diese fürchterliche Mirjam Weichselbraun durch den Regen, die beliebteste Talk- und Showmasterin Österreichs und BRAVO-Girl 2000. (Apropos BRAVO: Hat da nicht der ORF die BRAVO abgelöst, die schon immer irgendwelche Ein-Hit-Wunder zu den ganz Großen der Musikszene hochstilisierte?) Im Sportprogramm ganze Heerscharen von Helden. Dann Chesley B. Sullenberger, der "Held vom Hudson", im Exklusivinterview, damit es nicht so aussieht, als wäre nur Österreich von Superhelden bevölkert. Die Skistars in der IGLO Werbung. Obama, der Messias, in den Nachrichten. Dabei vermischen sich die Formate zunehmends. In jüngster Zeit wird sogar bei der ZIB 1 für die aktuelle Eventshow des ORF geworben.

Dabei sieht eine österreichische Heldenparade immer so aus, als wären gerade die Kellertüren der Nation aufgegangen. Jede bleiche, degenerierte Amöbe wird da vor die Kamera gezerrt und ausgezeichnet, wenn sie nur irgendeine Sache halbwegs gut kann. Ich warte ja schon darauf, dass die Interviews mit unseren Volkshelden mit Untertiteln ausgestrahlt werden, weil ihnen die letzten Reste sprachlicher Artikulation abhanden gekommen sind.
Andi Goldberger ist ein Paradebeispiel dafür, dass jeder Wichser in Österreich zum Helden werden kann. Klickt man auf seiner Homepage auf "Biographie", bekommt man eine Liste seiner größten Erfolge als Skispringer. Das ist nur fair, denn da ist ja auch sonst nichts: kein Leben vor, während, oder nach dem Sport, keine besonderen Fähigkeiten oder Errungenschaften, keine Verdienste am Gemeinwohl, NICHTS. Was ist trauriger als eine Biographie in der nichts steht. Dabei kann der Andi gar nichts dafür: er war nur ein weiterer armer Affe, der vom österreichischen Skiverband dressiert und dann vom ORF als Held verkauft wurde. Ganz Österreich ist zugepflastert mit Ausbildungsstätten, wo die Weichbirnen der Nation zu sportlichen Volkshelden ausgebildet werden. Viele schaffen es nicht und scheitern. Aber ein paar dürfen dann doch ihre blöde Fresse in die Kamera halten.