Donnerstag, 26. August 2010

Die Finanzbranche

Liebe Bankiers!

Vielleicht beginne ich mit ein paar Anekdoten.

Anekdote 1:
Vor einigen Jahren war ich bei der Salzburger OVB Filiale, um an einer Einschulung für neue Mitarbeiter teilzunehmen. (Wie ich da hinkam, ist eine andere Geschichte.) Dort landen nur die schlimmsten Desperados, die es sonst im Leben zu nichts gebracht haben. Unser Ausbildner bläute uns zwei Dinge ein:

1) Das Geld liegt auf der Straße - man muss es sich nur holen!
2) Immer Anzüge tragen, damit man seriös wirkt.

Mein Fazit: Keilerei auf ekligstem Niveau.

Anekdote 2:
Da meine Frau und ich manche Versicherungen doppelt hatten, entschlossen wir uns mich bei ihr mitzuversichern und meine eigenen aufzulösen (waren auch viel weniger). Dadurch durfte ich zum ersten Mal in meinem Leben an einem Kundengespräch in einer RaiKa Filiale teilnehmen. Da wir uns im Vorfeld schon informiert hatten und die Mitarbeiterin alle Verträge vorliegen hatte, ging das Unterzeichnen relativ schnell. Die Bankangestellte nutzte die Gelegenheit nun dazu, in ein Beratungsgespräch überzuleiten, was meine Frau noch alles mit ihrem Geld anfangen könnte. Zu meiner großen Überraschung machte sie eine Seite auf, in der alle Finanztransaktionen meiner Frau, die der Bank bekannt waren, schön systematisch aufgeschlüsselt waren. Das waren fast alle, denn ihr Konto ist auch bei Raiffeisen. Dann kamen so lustige Fragen, wie etwa: Warum überweisen Sie der Bank X den Betrag Y jedes Monat? Einfache Antwort: Eure Finanzprodukte sind halt viel schlechter in diesem Bereich. Interessantes Kommentar: Ja schon, aber die Bank X ist fast pleite und wird vom Staat gestützt und gewährt trotzdem höhere Zinsen als der Durchschnitt. Verlockende Antwort: Sollen wir aus Mitleid mit dem Raiffeisen Verband das Geld lieber bei euch lassen und unter der Inflationsrate anlegen?

Mein Fazit: Keilerei hinter der Fassade seriösen Bankwesens. Damit es dem Raiffeisen Verband gut geht, müssen wahrscheinlich zigtausende Omas im Land ordentlich abgezockt werden.

Ankedote 3:
Eine gute Bekannte arbeitet bei der Sparkasse, einer weiteren dieser schrecklichen Hausbanken. Da ich dort vor ein paar Jahren eine kleinere Summe Geld in einen Fond einzahlte, komme ich einmal im Jahr vorbei, um über diesen zu sprechen. Das letzte Mal hatte sie ein ungewöhnliches Anliegen: Die Finanzaufsichtsbehörde hätte jetzt strengere Auflagen und sie müsse einige Daten erheben, unter anderem, wie viel ich im Monat verdiene. Das kam mir reichlich seltsam vor, denn ich hatte eine fixe Summe eingezahlt, mein Name und Referenzkonto sind bekannt, also wofür braucht irgendwer mehr Informationen? Als sie mir dann noch ein Konto bei der Sparkasse andrehen wollte, musste ich mich sehr höflich und entschieden aus der Affäre ziehen.

Fazit: Charmante Keilerei ist auch Keilerei.

Meine Grundhaltung gegenüber Banken ist die, dass es sich selbst unter den besten Bedingungen immer um legalisierten Betrug handelt. Womit verdient eine Bank ihr Geld? Sie borgt sich große Summen aus, legt diese gewinnbringend an, gibt den eigentlichen Besitzern des Vermögens Peanuts dafür und behält den eigentlichen Gewinn ein. Es ist ja nicht gelogen, wenn die Banken behaupten, dass sie unser Geld zu den besten Bedingungen anlegen, aber wir haben halt nichts davon. Wenn man sich aber nun selbst Geld von der Bank ausborgen möchte, sieht die Sache völlig anders aus. Da zahlt man gleich fünfmal so viel Zinsen zurück als man von einer Bank für exakt die selbe Sache bekommt. Ganz einfach: Der Gewinn für die Banken ist umso größer, je schlechter sie ihre Kunden aussteigen lässt und je riskanter sie mit Geld spekuliert. Das ist nur logisch.
Deshalb verwundert es auch nicht, dass die Finanzdienstleistungsbranche so korruptions- und skandalanfällig ist. So ein System muss ja zu Missbrauch geradezu einladen. Mittlerweile spielen die Großinvestoren mit Rohstoffen MONOPOLY, als ob es da gar nicht um reale Transaktionen mit konkreten Auswirkungen ginge. Eine Gewinnspanne bedeutet immer, dass irgendjemand in der realen Wirtschaft über geringe Löhne, Steuern, oder sonstige Benachteiligungen dafür bezahlt. Das Geld liegt eben nicht auf der Straße. Und als Schlussbemerkung: so schön angezogen und durchgestylt können Bankangestellte gar nicht daherkommen, um über die vielen kleinen Gaunereien ihres Alltagslebens hinwegzutäuschen.

1 Comments:

At 26. August 2010 um 14:52, Blogger Christian Genzel said...

Ich finde vor allem dieses Nachhaken sehr problematisch. Es geht Herrn X von der Bank Y überhaupt nichts an, warum ich wem was überweise. Es geht auch die Bank überhaupt nichts an, warum ich noch bei einer anderen Bank noch ein Konto habe, und ich lasse mich auch sicherlich nicht dahin drangsalieren, irgendwelche Konten aufzulösen. Wenn man vom Kundenberater mal ein eMail mit den Worten kriegt: "Ich sehe, bei Ihnen ist eine größere Summe eingegangen ... kann ich Ihnen Anlageangebote unterbreiten?" - dann ist einem das Schweizer System, wo alle Transaktionen als Privatsache behandelt werden, plötzlich sehr sympathisch.

 

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