Montag, 16. August 2010

Sex and the City Hotspots

Liebe Serienjunkies!

Was könnte es schöneres geben als die Originalschauplätze seiner Lieblingsserie mit einer kompetenten Reiseleiterin zu besuchen, die einem bis ins kleinste Detail zu erklären vermag, wie and warum man die diversen Drehorte für die Produktion auswählte und umgestaltete, wo sich die Stars auf die Straße wagten, oder welche Bedeutung diese Außendrehs für das Gesamtkonzept der Show hatten. Da es das Schicksal aber nicht immer gut mit mir meint, ging es natürlich nicht um meine eigene Lieblingsserie, sondern um jene, die eine gute Freundin meiner Frau für deren Lieblingsserie hielt.

Also fanden wir uns am 31. Juli um 10.45 Uhr Ortszeit vor dem Plaza Hotel New York (Ecke 5th Avenue und 58th Street) ein, um an der 3 1/2-stündigen Sex and the City Tour teilzunehmen, für die uns besagte Freundin die Karten geschenkt hatte. (Einer geschenkten Tour schaut man nicht auf die Spur - oder so ähnlich.) Vielleicht sollte klärend noch hinzugefügt werden, dass die Serie von 1998 bis 2004 auf HBO lief und der Hype - auch dank des Totalflops des zweiten Kinofilms - schon etwas abgeklungen ist, folglich nur mehr die absoluten Hardcore Fans die Tour buchen und ich noch keine einzige Folge gesehen habe.

Am Brunnen vor dem Tore des Plaza Hotels (Pulitzer Fountain) scharrten sich schon diverse Redneck Trullas zusammen, um auf den Spuren ihrer Idolinnen den Duft des luxuriös-exklusiven Großstadtlebens zu schnuppern. Ihre festen Körper waren in ebenso enge wie kurze Kleidchen gepfercht und die ellenkurzen Beinchen ragten mächtig über den kleinen Pömps auf - artistisch gesehen eine Glanzleistung, selbst wenn die Stilettoabsätze aus Titan waren. Wie in Großbritannien wird auch in den Staaten artig gequeuet (sprich: ordentlich angestellt) und somit reihten wir uns in die Rige dieser illustren Glamourgirls ein. Mein Blick schweifte regelmäßig von diesen Augenweidinnen hinüber zum Apple Shop auf der anderen Straßenseite, wo ich im Gadgets-Nirvana mit den anderen Freaks und Geeks die schönsten Stunden meines Lebens verbringen hätte können. Meine Männerphantasieseifenblase wurde unsanft von der Tourleitung zum Platzen gebracht, als uns die überfreundliche Checklistenhalterin darauf hinwies, dass wir in der Schlange für die englische Tour stünden - die deutschen Gäste hätten sich rund um den Brunnen verteilt. Bei diesem Häufchen handelte es sich also nicht um Schlangen-Verweigerer, sondern um getrennt Wartende - continental style.

Während die anglophonen Gäste ein "great girlfriend getaway" in die Tat umsetzten und folglich kaum Männer dabei hatten, waren unter den deutschsprachigen Tourteilnehmern durchaus Leidensgenossen, die gute Miene zum bösen Spiel machten. Bald schon erschien unsere sympathische Reiseleiterin, die uns im Bus Platz nehmen ließ und sich selbst als "Sexologe", also als Spezialistin für Sex and the City, vorstellte. "Ich zeige die Clips immer bevor wir fahren zu den Ort, wo gedreht wurde die Szene." Das war jetzt ein wenig gemein, denn sie sprach wirklich gut Deutsch, mit den üblichen kleinen Ungereimtheiten eben. Wir saßen relativ weit vorne, aber in absoluter pole position nahm ein schwules Pärchen Platz, das sich sofort als Über-Fans der Serie outete. Jedes Mal, wenn die Moderatorin dieser erquicklichen Tour auf eine bestimmte Folge verwies, "Könnt ihr euch noch an die Szene erinnern, wo Carrie eine Erdbeere auf ihre weißen Manolo Blahnik Schuhe fallen lässt und dann mit dem Tischtuch ...", brachen die beiden in ungebremstes Gekichere aus und nickten eifrig mit den Köpfen.

Unsere erste Station war der "store where Charlotte bought her 'Rabbit'". Als Nichteingeweihter konnte ich mit diesem Programmpunkt nicht so viel anfangen, aber dann wurde mir erklärt, dass Charlotte von ihren Freundinnen in einen Sexshop geschleppt wurde, wo sie sich einen Dildo kaufte und dann eine Woche lang nicht mehr aus dem Haus kam. Glücklicherweise war zwei Häuser davor die Two Boots Pizzeria, wo Miranda Sex mit einem Pizzaofen hatte, wodurch dieser Drehort auch als legitimes Ziel durchging. Also stopften wir uns eine köstliche Pizza rein und verschoben unsere hands-on experience mit batteriebetriebenem Damenspielzeug auf einen anderen Tag.

Ja, und so ging es dann noch drei Stunden dahin. Der Bus war klimatisiert, also gibt es auch durchaus Positives zu berichten. Wir fuhren auch an vielen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei, was einem auf eindrückliche Weise vor Augen führte, warum man eigentlich da war. Ich lernte auch in aller Demut zu schätzen, wie kostbar die eigene Lebenszeit ist. Dafür bin ich ewig dankbar.

Labels:

1 Comments:

At 16. August 2010 um 19:48, Blogger Christian Genzel said...

Großartig! Stell dir so eine Tour mal für die Serie ALIAS vor, da könntest du dann mit der U-Bahn zum Salzburger Hafen.

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home