Dienstag, 15. März 2011

Putzen

Liebe Putzteufel,
heute möchte ich mich einem Thema widmen, über das man normalerweise ebensowenig spricht wie über Hautausschläge oder die regelmäßigen Besuche am stillen Örtchen: das Putzen. Jede saubere Wohnung setzt natürlich voraus, dass deren Besitzer bzw. Mieter in regelmäßigen Abständen die Gummihandschuhe überstreifen und diversen unerwünschten Sedimenten und Substanzen den Kampf ansagen. Hat man Kinder oder Tiere im Haus, erhöht sich die Häufigkeit von breiigen Substanzen auf diversen Oberflächen. Hat man Glück, waren es nur die Fliesen und nicht der Teppich. Doch auch ohne die lieben Kleinen sorgen wir selbst für genügend DNA-Proben auf unseren Möbelstücken und vor allem im Bad.
Wie es in vielen Beziehungen üblich ist, so bin auch ich für die besonders grauslichen Dinge zuständig: Haare aus dem Abfluss entfernen, das Katzenkistl nach andersfärbigen Materiekonzentrationen zu durchkämmen, den Biomüll von Tellern kratzen, in den Kübel spachteln und entsorgen, den Staubsaugerbeutel entleeren, Katzenkotze und -bremsspuren wegwischen, das Klo innen und außen putzen etc. Das mache ich aber gerne, weil wir den Dreck ja auch selbst verursacht haben und meine Frau ohnehin mehr im Haushalt macht als ich.
Jetzt regt sich natürlich schnell der Wunsch, diese unangenehmen Tätigkeiten auszusourcen, wie man auf Neudeutsch sagt. Wer es sich leisten kann, holt sich ausländische Hilfskräfte illegal in die Wohnung, damit diese dann den eigenen Dreck wegmachen. Man sagt aber: da kommt jemand putzen. Während die ÖVP als Wirtschaftspartei offiziell illegale Einwanderung und die Schattenwirtschaft verteufelt, haben ihre Wähler, von denen es sich auch viele leisten können, schwarz eine 'fremdsprachige Zugehdame' eingestellt. (Daher kommt auch die Farbe der Partei.) Das gilt natürlich auch für die Altenbetreuung, die ebenfalls mit Igitt-Aktivitäten einhergeht. Deshalb wird die Schwarzarbeit auf Baustellen bekämpft, nicht aber bei den Schwarzen zu Hause. Deshalb muss die ÖVP für die Wehrpflicht sein, damit die links-liberalen Zivildiener auch weiterhin den Alten und Behinderten den Arsch abwischen und die Schwerverwundeten aus den Autos ziehen können. Solche Dinge sind unter der Würde von Rechtsanwälten und Bankmanagern, aber für Ausländer und Idealisten passt das schon. Wer es wirklich geschafft hat, stellt sogar richtiges Personal ein. Das ist in der heutigen Zeit, in der sich jeder schon fast alles leisten kann, der beeindruckendste Beweis für beruflichen Erfolg und kapitalistisches Gespür - das 19. Jahrhundert als Modell für das 21.
Aber die Kleinspurarbeitgeber, die sich stundenweise eine Putze ins Haus holen, sehen das nicht so schwarz. Ganz im Gegenteil: da werden aus reinster Menschenfreundlichkeit schon einmal € 10 Stundenlohn ausgemacht. Eigentlich müsste man das als Spendengelder absetzen können.                        

4 Comments:

At 15. März 2011 um 20:10, Blogger Christian Genzel said...

Und welchen Fliesenreiniger kannst du nun empfehlen?

 
At 16. März 2011 um 10:11, Blogger obi-wan said...

Ich warte schon sehnsüchtig darauf, dass sich endlich einmal jemand über meine billige linke Polemik aufregt, aber es scheint, ich kann da provozieren wie ich will.

Zum Fliesenreiniger: Da nehme ich einfach FROSCH Neutral Seifenreiniger. Der ist (angeblich) großteils biologisch abbaubar. Wenn es nicht anders geht, muss das altbwährte CIF herhalten.

 
At 16. März 2011 um 10:40, Blogger Christian Genzel said...

Du könntest Links auf deinen Blog ins ORF-Forum stellen, dann kommen bestimmt ein paar nette Leute vorbei und kriegen 'nen Rappel. Oder du postest einfach mal wieder über Fahrradhelme.

 
At 21. April 2011 um 22:21, Anonymous Sonshi/Peter said...

Ihre Wähler? Da hast du die Schwiegermutter von Herrn Schüssel übersehen; jegliche Verweise darauf waren, soweit ich mich erinnere, persönliche Polemik und des jeweiligen anderen Politikers nicht würdig.

 

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