Samstag, 3. September 2005

Dillo or no Dillo

Liebe Fendrich-Fans!

Gestern habe ich mir zur Strafe für mein sinnloses Herumtrödeln gleich noch das Sinnloseste angetan, dass das Fernsehen um diese Zeit zu bieten hatte: "Deal or no Deal".

Lobet und preiset ihr ORF-Fritzen nun dieses Kleinod der österreichischen Fernsehunterhaltung:
"Sie ist die große ORF-Sommershow, wird von Rainhard Fendrich moderiert, lockt mit Gewinnen bis zu 250.000 Euro - und startete am 17. Juni 2005 in ORF 1: "Deal or No Deal - Die Lotto-Show", das spannende neue Spielformat von ORF und Österreichische Lotterien. "Deal or No Deal - Die Lotto-Show" ist ab diesem Tag der Auftakt zur "Showtime am Freitag" - um 20.15 Uhr in ORF 1."

Was hier als "spannendes, neues Spielformat" für die Unterhaltungsschiene des ORF am Freitag Abend promotet wird, ist in Wirklichkeit eine ganz traurige Angelegenheit. Fendrich moderierte am 16. April 2005 die Retroshow "50 Jahre Fernsehen" und hat sich offensichtlich davon nicht mehr erholt. "Deal or no Deal" erinnert an die Anfänge der Fersehunterhaltung, so als würde man jetzt "Dalli Dalli" oder "Einer wird gewinnen" als neue Shows ausstrahlen. Das macht aber nix, denn die Zielgruppe ist sowieso das Krampfaderngeschwader, das damals schon live dabei war und jetzt Wolfram Pirchner bei "Willkommen Österreich" anhimmelt.
Da sitzen also der Reini und ein Reprotechniker aus Brunzlechen am Furzkogel in einer Deko, die jedem drittklassigen Ausstatter die Tränen in die Augen treibt. Wie heißt es in Bachs Matthäuspassion so schön: "O Schmerz, hier zittert das gequälte Herz". Kanditat und Moderator beäugen dabei nun 26 junge Damen, die alle grüne Kleider, blonde Perücken und goldene Koffer tragen. Mr Repro sucht sich einen Koffer aus, der auf dem Tisch landet. Dann nennt er eine Zahl nach der anderen und die blonden Tussis machen ihre Koffer auf: "Das wäre ihr Preis gewesen." Am Schluss bleibt sein eigener Koffer über und Mr Repro bekommt die Kohle. Dazwischen bietet ihm die "Bank" Geld, damit er schon früher aussteigt. Und das ist das ganze Spiel!! 40 Minuten lang!! Natürlich ist man superkorrekt und total antisexistisch und nennt zu jeder Zahl den Namen des Mädchens. Man braucht die Tussis ja auch wie einen Bissen Brot. Man stelle sich nur vor, die 26 Koffer würden einfach im Studio herumstehen, anstatt von Frauenhänden gehalten zu werden. Der Schnarchfaktor der Sendung ist trotzdem so gigantisch groß, dass man vor Lähmung nicht einmal mehr zur Fernbedienung greifen kann, um umzuschalten.
Fendrich selbst ist für mich einfach ein trauriger, alter Zwerg. Damit möchte ich auch an das Motto dieses Blogs erinnern (siehe oben). Seit genau 15 Jahren ("I am from Austria") ist der Ofen eigentlich schon aus, aber der Reini kapiert einfach nicht, dass er schön langsam zum Johannes Heesters der österreichischen Unterhaltungsszene wird. Da jammert er herum, weil Christl Stürmer so einen Zulauf hat, und bietet in "Deal or no Deal" eine drittklassige Imitation von Armin Assinger. Wenn er konsequent wäre, würde er sich ins Altersheim zurückziehen und die Show gleich vor Ort moderieren. Da könnte man sich den ganzen technischen Aufwand ersparen.

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2 Comments:

At 3. September 2005 um 13:15, Anonymous Anonym said...

Das ist die neue Schlichtheit! Mir waren diese ganzen Spielshows ja eh schon immer viel zu kompliziert. Man könnte jetzt noch das Vergnügen steigert, indem man statt Fendrich Jörg Zimmermann als Moderator anheuert, der dann bei jedem Koffer "also tschüß" sagt.

 
At 3. September 2005 um 16:57, Anonymous Anonym said...

Ich hab auch durch einen saublöden Zufall diese vertrottelte Sendung gesehen - wohlgemerkt zum ersten und letzten Mal!
Der Fendrich ist mir im Übrigen schon als Moderator von Herzblatt auf den Geist gegangen; sein "Schmäh" (??) ist für mich als Umlandösterreicher nicht nachvollziehbar, da Bedarf es eines Gehirnathleten aus Kaisermühlen.

Von all den halbseidenen neuen Formaten, die großteils aus dem Haus Endemol stammen, find ich da die "Millionenshow" (auch, wenn schon langsam fad) und "Was gibt es neues?" noch am erträglichsten. Da kann man wenigstens noch was lernen.
Allerdings hat momentan der Sender meines Vertrauens, Salzburg TV, mehr Unterhaltungswert als ORF 1 und 2 zusammen.

 

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