Dienstag, 9. August 2005

Der Suppenkult

Liebe Hobbyphilosophen!

Wie heißt es so schön am Anfang von "Lords of Magic"?
"Der Kreislauf des Lebens hat weder Anfang noch Ende. Beginnt nun eure Reise ins Ungewisse. Wählt euren Kult und gestaltet euer Schicksal selbst."
Bei "Lords of Magic" kann man zwischen acht Kulten wählen: man verehrt das Leben, die Erde, das Chaos, das Wasser, den Tod, die Luft, die Ordnung oder das Feuer. Im richtigen Leben sind andere Kulte populärer: viele verehren den Fussball, das Bier, den Fernseher, das Geld, den Kühlschrank, die Technik, den Schminkkoffer und ganz besonders den (An)schein.
Ich persönlich bin vor einigen Jahren zum Suppenkult konvertiert. Dieser beruht auf der Lebensweisheit einer alten weisen Frau im Geburtsort meiner Mutter: "A Rua is a a guade Supp'n." (Für unsere deutschen Freunde: "Wenn man's schön ruhig hat, ist's wie lecker Suppe essen.") So wie die Ursuppe die ideale Voraussetzung für die Entstehung des Lebens war, so ist auch heute noch die Suppe das Um und Auf für eine erfolgreiche und friedliche Existenz. Ganz wichtig ist, dass man sich die Suppe ausschließlich selbst einbrockt. Es laufen nämlich reihenweise Hobbyköche herum, deren eigene Suppe oft ungenießbar ist (Packerlsuppe, wenn nicht noch schlimmer) und die sich trotzdem mit Leidenschaft auf fremde Suppentöpfe stürzen und wild zum Herumwürzen anfangen. Jeder kennt irgendeine ganz tolle Zutat, die man unbedingt reinrühren muss, damit die Suppe so richtig toll schmeckt. Ich sag's nur einmal: Hände weg von künstlichen Geschmacksverstärkern! Apropos Geschmacksverstärker: Frauen sind natürlich das Salz in der Suppe. Nur ein jeder, dem schon mal der Salzstreuer ausgekommen ist, weiß wie schnell die Sache ins Gegenteil umschlagen kann!
Eine wichtige Maßeinheit zur Beurteilung richtiger und falscher Verhaltensweisen ist der sogenannte Suppenfaktor. Hier zwei Beispiele:
Suppenfaktor 0 (äußerst unentspannt): Man steht unter Zeitdruck, weil man dringend eine Arbeit abliefern muss, und wird gleichzeitig mit Alltagsgeschichten bombardiert ("Stell dir vor: jetzt hat der Hund von den Nachbarn ins Stiegenhaus gekackt und die Frau Müller ist mitten reingestiegen.)
Suppenfaktor 10 (totally relaxed): An einem lauen Sommerabend sitzt man spät abends draussen im Garten, trinkt Rotwein und plaudert mit einem lieben Menschen.

Nun ein Test: Welchen Suppenfaktor haben die folgenden Situationen? (Lösung ganz unten)

1) Man fährt nach einem langen Abend mit dem Auto nach Hause. Das Wetter ist scheußlich, man ist hundsmüde und die eigene Frau erzählt einem im Detail, was jeder der 150 geladenen Gäste angehabt hat.

2) Heute hat der Briefträger die aktuelle Ausgabe des Lieblingsmagazins gebracht. Man setzt sich also am Abend in den Lesesessel, wirft eine chill-out Jazz-CD in die Anlage und beginnt zu blättern.

3) Nach drei Stunden Shoppingextravaganza fällt einem metrosexuellen Bekannten ein, dass im Esprit auch noch Ausverkauf ist. Dort probiert er dann das halbe Geschäft durch, kann sich aber nicht wirklich für irgendeine Sache entscheiden. Man selbst wird ständig als Ratgeber beansprucht, aber letztendlich nicht ernst genommen.

4) Am Ende eines langen Arbeitstages lässt man sich ein Bad ein.

5) Als man im Zugabteil gerade zu seinem Buch greifen will, beginnt die ältere Dame von gegenüber zu sprechen. Früher war alles besser und die heutige Jugend ...

Jetzt noch 5 Sprichwörter des Kultes:

Wer die Suppe will, muss selbst zur Suppe werden.
Wer den Löffel abgibt, kann nicht mehr umrühren.
Je größer der Topf, umso dünner die Suppe.
Wer rührt, ruht nicht.
Kocht die Suppe, keucht der Koch.

Und hier die Lösung des Tests:

1) Faktor 2-3
2) Faktor 8-9
3) Faktor 0-1
4) Faktor 6-7
5) Faktor 3-4

Und nie vergessen: "A Rua is a a guade Supp'n!"

2 Comments:

At 11. August 2005 um 14:36, Anonymous Anonym said...

mir scheint deine blog-abwesenheit war nicht wirklich entspannend - offensichtlich laufen wir alle gerade etwas unrund; aber der suppenkult scheint mir eine gute methode zu sein um wieder zu seiner mitte zu finden ...

 
At 11. August 2005 um 20:45, Blogger Christian Genzel said...

Wir (=C2 et moi) finden deinen Suppenkult so gut, daß wir ihn gleich annektiert und in einem Steckbrief verwendet haben. Danke und weitermachen!

 

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