Montag, 4. Juli 2005

Rainmaker

Liebe Kinder der Sonne!

Warum hatten die Indianer mit ihrer ganzen Weisheit und ihrem Leben im Einklang mit der Natur einen Rainmaker aber keinen Sunmaker? Ganz einfach: Die waren auch nicht blöd! Die wirkliche Katastrophe stellt sich ja nicht ein, wenn es einmal länger bewölkt ist, sondern wenn es wochenlang nicht mehr regnet. Nach einem Tag wie diesem beginnen selbt die hartnäckigsten Sonnenanbeter an ihrem Kult zu zweifeln. Apropos "Kult": das ist gar nicht das falsche Wort in diesem Zusammenhang. Im Deutschland der 30er Jahre sahen sich die Jugendlichen als Kinder der Sonne und ihren eigenen Körper als Tempel. Das kann man unter anderem in Stephen Spenders Roman "The Temple" nachlesen.
Ich selbst bin deshalb einer der wenigen indianisch geprüften Regenmacher Zentraleuropas. Wenn es uns nicht gäbe, würde Österreich jetzt schon wie die Malediven aussehen. Ich weiß: eine Horrorvorstellung! Ich verbrachte also mehrere Monate bei einem indianischen Rainmaker, der mich in die hohe Kunst des Regenmachens einführte. Als ich ankam, erhielt ich vom Stamm der Rengshauaw den Indianernamen "Sitting Down". Ich verschaffte mir relativ schnell den Respekt des Stammes und wurde als großes Talent überall gepriesen. Im Laufe der Ausbildung änderte sich mein Name schließlich zu "Dances with Rain". Einmal ließ ich es im Land der verfeindeten Wolquenbroox so lange regnen bis der Fluss über die Ufer trat und ihre Wigwams wegschwemmte. Da sagte mein Meister zu mir: "Dances with Rain, du bist der größte Wolkenflüsterer, den dieser Stamm jemals hatte. Ich kann dir nichts mehr beibringen. Gehe nach Hause und mögen dir die Wolken folgen." Also kehrte ich 2001 nach Österreich zurück. Das gab mir gerade mal ein Jahr, um mich auf die Europameisterschaft im August 2002 in Deutschland vorzubereiten. Da ließen wir es dann so richtig krachen. Natürlich triumphierte ich am Ende und schleppte den Pokal nach Hause.
Am Schluss möchte ich noch ein Anti-Sonnen-Gedicht loswerden:

Rejoice, o brethren, hail the sacred Sun
Who once again has answered our prayers
Unspoilt by spiteful stratospheric layers
Which all too frequent cloud our earthly fun.
Put on the uniforms of trunks bikinis suits
And march in endless files towards the ocean
Succumb to greater masses' tempting motion
And taste of this short life's more common fruits.
Three cheers for you, almighty fascist Sun,
Who gently forces us into submission
Who robs us of our own most prized volition
And leaves us listless, sweaty, dazed, undone.
Don't take amiss my love for shades of gray,
Not many of your priests have gone astray.

P.S. Ich übernehme gerne Auftragsarbeiten.

4 Comments:

At 5. Juli 2005 um 11:24, Anonymous Anonym said...

Ach, DU hast Sibille & mir das Picknick versaut ...!

 
At 6. Juli 2005 um 21:04, Anonymous Anonym said...

Einen staatlich geprüften Rainmaker hätten wir damals in Afrika auch gut brauchen können: im Sommer 2002 nahm mich mein Onkel auf eine seiner Forschungsreisen in die zentralafrikanische Steppe mit - unser Ziel war es über den dort ansässigen Stamm der kleinsten aller zwergenwüchsigen Afrikaner zu berichten. Wir trafen uns also mit Nguyen Maabo, dem Häuptling des "Wosamma"-Stammes im endlosen Nirgendwo des afrikanischen Outbacks und während mein Onkel (er schreibt nämlich gelegentlich für das "Mistelbacher Naturfreunde-Blatt" - ein ernstzunehmender Konkurrent des National Geographic, übrigens!) Nguyen interviewte, machte ich mit den anderen Jugendlichen des Stammes einen kleinen Erkundungstripp .... naja, jedenfalls haben wir uns verlaufen im mannshohen Steppengras - die Buben sprangen zwar immer in die Höhe um über das Gras blicken zu können und riefen "Wo samma?", aber - Ironie des Schicksals - sie waren zu klein!
Hätten wir einen Rainmaker gehabt, hätte er mit seinen schamanischen Künsten einen Wolkenbruch schicken können, der das Steppengras niederbügelt - aber in Ermangelung eines solchen mussten die Erwachsenen das Steppengras niederbrennen um uns finden zu können.

Ich kam eine Woche später gesund mit meinem Onkel in Österreich an, sein Artikel wurde sehr gelobt und ist nun ein Zeitdokument, denn der gesamte Stamm der "Wosamma" verlor durch die Brandrodung der Steppe den fruchtbaren Nährboden für ihren Ackerbau und das Versteck, wenn hungrige Löwen angreifen sollten .... einige sind den Löwen zum Opfer gefallen, die meisten aber sind verhungert - leider!

Ich möchte hier um eine Gedenkminute für die "Wosamma" bitten .... ich nehme auch Auftragsarbeiten an ;-)

 
At 7. Juli 2005 um 00:28, Anonymous Anonym said...

Mich begeistert die Existenz des "Mistelbacher Naturfreunde Blatts" ungemein. Nachdem ich bereits langjähriger Abonnent des "Lukullus" bin (der Fachzeitschrift der Fleischhauerinnung Öberösterreichs) wäre ich über eine Kontaktadresse glücklich und dankbar. Wer kann mir helfen???

 
At 10. Juli 2005 um 22:45, Anonymous Anonym said...

@ balberith

am besten schau auf der homepage vorbei www.naturfreunde.at - allerdings wird dort nur das österreichweite Naturfreunde-Magazin "endorst".
Unter der Rubrik Kontakte kannst du dann wahlweise ein Probeexemplar anfordern, oder für den Okkasionspreis von 10 Euro ein Jahresabo beziehen (dadurch wirst du natürlich auch Mitglied).

Ich hoffe mit dieser Info gedient zu haben *gg*

 

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