Meer
Liebe Schwimmer!
"Fährst du gerne ans Meer?"
Da musste ich nicht lange nachdenken.
"Natürlich."
"Wann warst du das letzte Mal am Meer?"
Kurze Bedenkzeit.
"Als Kind war ich ein paar Mal und dann auf Maturareise und nach dem Zivildienst ..."
Verdammt, mir fiel nichts mehr ein. Ist das wirklich schon so lange her?
"Die letzten Jahre hatte ich viel zu tun. Im Juli meist noch Seminararbeiten und dann ging ich August und September immer arbeiten."
Ein Blick sagt mehr als tausend Worte. Okay, mir erscheint das auch gerade nicht sehr logisch.
"Wenn ich auf Urlaub war, ging es meist nach London oder Wien."
Warum immer Städtereisen? Ich hatte offensichtlich doch Zeit für Urlaub, entschied mich aber jedes Mal gegen den Süden.
An dieser Stelle schaffte ich einen Themenwechsel im Gespräch, aber die Frage wirkte nach. Log ich, als ich wie aus der Pistole geschossen "Natürlich." sagte? Nein. Aber warum gibt man etwas auf, das man früher so gerne tat? Kann sich etwas 10 Jahre lang nicht ergeben?
Irgendwie freundet man sich mit seinen Lebensumständen so sehr an, dass man darin wie in Treibsand versinkt. Jede wenn auch noch so kleine entgegengesetzte oder abweichende Bewegung wird als unglaublich anstrengend oder sogar aussichtslos erlebt. Dabei stimmt das gar nicht. Der Gestaltungsfreiraum in jedem Leben ist viel größer, als man es sich eingestehen möchte. Im Moment bin ich gerade dabei diesen für mich selbst auszuloten.
Zum Schluss noch ein interessantes Detail zum Thema Meer. Ein Biologielehrer an der PädAk hat uns mal folgendes gesagt: Die Konsistenz unserer interzellularen Flüssigkeit hat die selbe Konsistenz wie Meerwasser. Oder anders gesagt: Seit Lebewesen vor ewiger Zeit das Meer verließen, haben sie es in sich mitgetragen. Jeder von uns ist ein kleiner Ozean.
Labels: Reisen
6 Comments:
Hoppla, mit dem "Ick-bin-ain-Frränkfuhrta"-Eintrag vom letzten Mal und dem diesmaligen Blog wird der Obstgarten ja richtig persönlich. Interessanter Umschwung! Ich war ja auch ganz lange nicht am Meer, aber irgendwie fahre ich sowieso nie auf Urlaub. Ich bin gespannt, wohin es dich nach der Meeres-Erkenntnis dieses Jahr verschlägt!
Caorle oder Bibione???
Jeder von uns ist ein Ozean.......das is schön.
.....da klingt ein song durch....
@ Kollege Genzel
Ja, ich weiß. Gut beobachtet. Im Moment ist es tatsächlich so, dass ich mich ganz viel im here and now aufhalten muss und will und das schlägt sich wahrscheinlich auch im Blog nieder. Vielleicht schaffe ich aber bald die Trendwende zurück zur ironischen (manche meinen zynischen) Distanz.
Ob der Urlaub am Meer heuer noch stattfindet, wage ich zu bezweifeln. Natürlich geht's nach London. Man darf sich ja nicht zu radikal umstellen ;).
@ Balberith
Halt die Backen, Ted.
Naja, London liegt ja auch irgendwie am Meer, wenn man mal die ganzen Inder dazurechnet.
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