Europark
Liebe Shopaholics!
Während die Linzer ihren Samstag in der Plus City zubringen, zieht es die Salzburger allwöchentlich in den Europark. Dort verbringt man dann gemütlich den ganzen Tag mit Kind und Kegel. Nachdem man sich ausgiebig einen Überblick über die neuen Warenlieferungen verschafft hat, gönnt man sich zu Mittag ein paar Leckerlis beim Schachtelwirt. Andere mögen es nicht so gediegen und ziehen sich lieber schnell eine Pizzaschnitte beim serbischen Italiener rein. Dann wird am Nachmittag nach Herzenslust beäugt, probiert und gekauft.
Shopping ist ja längst von der Pflicht zur Kür geworden und die Schnäppchenjagd hat sich als anerkanntes Hobby etabliert. Man weiß ja nicht nur über Produkte bestens Bescheid, die man in nächster Zeit auch anschaffen möchte, sondern verfolgt mit großem Interesse auch die neuesten Entwicklungen in einer ganzen Reihe von anderen Produktgruppen. Das liegt vor allem auch daran, dass der Austausch von Produktinformationen die klassischen Themen wie Politik und Kultur im öffentlichen Gespräch abgelöst hat. In einer posthumanistischen Gesellschaft kann man ja auch nicht erwarten, dass die Freunde aus der Wirtschaft über etwas anderes reden können als den Audi A8 oder die neueste Handygeneration.
Als ich also neulich durch die heiligen Hallen des Europarks schlenderte, traf ich zufällig eine Bekannte, die am Informationsschalter saß und gestressten Eltern Plastikautos vermietete, in denen diese ihre Kinder durch die langen Gänge schieben konnten. Sie wäre furchtbar entnervt, meinte sie, weil noch niemals so viel los gewesen wäre wie diesen Sommer. "Wenn sie nicht baden können, gehen sie alle einkaufen." Ich konnte zuerst nicht ganz glauben, dass der schlechte Sommer den Geschäften einen solch unerwarteten Zustrom bescherte, aber man musste sich nur umsehen: Es war an einem Wochentag Anfang August und im Europark wimmelte es wie sonst nur an einem Einkaufssamstag vor Weihnachten. Gab es außer Sonnen und Schoppen wirklich keine Alternativen?
Dabei ist das Angebot an Geschäften und Waren ja nicht einmal erwähnenswert. In dem Riesenbetonklotz sind erstaunlich viele kleine Geschäfte versteckt, deren Verkaufsflächen eher an die Innenstadt als an ein Einkaufszentrum erinnern. Diese Innenstadt ist ja auch das eigentliche Problem. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine sinnlosere Anhäufung von Ramschgeschäften - wenn man Mariazell und den Urfahraner Markt nicht mitberücksichtigt. Da wundert es einen auch nicht mehr, dass den Salzburgern der Europark als grenzgeniale Alternative vorkommt. Denn dort draußen tummeln sich nicht nur die Leute, die den McDonald's für ein Restaurant, den H&M für ein Bekleidungsgeschäft und den Morawa für eine Buchhandlung halten.
Es ist ja die große Errungenschaft des 20. Jahrhunderts, dass sich die Freizeitgestaltung der westlichen Gesellschaft auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner eingependelt hat: Sport, Fernsehen, Kino, Schoppen, Saufen - nirgendwo ist die Demokratisierung der Gesellschaft so weit fortgeschritten wie am Freizeitsektor. Im Fitnessstudio und Kinosessel sind eben alle Menschen gleich. Deshalb pilgern ja auch wir alle jeden Samstag in diese Wahlfahrtskathedrale des schlechten Geschmacks.
Labels: Konsum
3 Comments:
Wann gehen wir wieder Schnitzel essen ins Interspar?
Jederzeit!
Ich möchte hier mal festhalten, dass diese Art der Freizeitgestaltung eigentlich den Städtern vorbehalten ist. Ich komme vom Land, und habe bis kurz vor meinen 18. Geburtstag meine Samstage nicht in Plus City, Uno Shopping oder auf der Linzer Landstraße verbracht.
Allerdings ist dieser Wahn nach Einkaufszentren eine Notwendigkeit, denn die Menschen werden immer bequemer (wie du bereits mit Kino usw beschrieben hast), man will alles auf möglichst engem Raum haben damit man bloß nicht zu weit gehen muss.
Am Ärgsten hab ich das bei einem Bekannten erlebt, der in der Plus City wohnt: Er hat auch seine Firma in dem Komplex, weder für Fitnessstudio noch einen Kinobesuch braucht er vor die Tür zu gehen. Mikrokosmos in Reinkultur!
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