Dienstag, 25. Oktober 2011

Sprachlos

Liebe Leser,

irgendwie habe ich mich mit meinen politischen Kommentaren selbst in eine Sackgasse manövriert, nicht etwa, weil es nichts zu berichten gibt, sondern ganz im Gegenteil, weil der Wahnsinn in diesem Jahr schon ein solches Ausmaß erreicht hat, dass man sprachlos davorsteht und gar nicht mehr weiß, wie man darauf reagieren soll. Im Mai stieß es mir schon ziemlich sauer auf, als Obama als Held gefeiert wurde, weil er Osama bin Laden erschießen ließ. Da ging dann dieses Bild um die Welt:

Alle westlichen Medien berichteten dann, wie dramatisch es für den Präsidenten und sein Team war, ob die Mission auch erfolgreich abgeschlossen werden könnte. Obama wurde als Humanist gefeiert, weil er das Anwesen der bin Ladens nicht einfach bombardieren ließ. Somit wurden nicht alle Verwandten, Frauen und Kinder platt gemacht, sondern nur ein paar. Kaum jemand äußerte Bedenken darüber, dass es anscheinend für eine Demokratie jetzt vertretbar ist, mit Killerkommandos im Ausland gezielt Feinde töten zu lassen. Unerwünschte Widersacher einfach abzuknallen kannte man bis dahin von der Mafia oder mexikanischen Drogenbanden, aber dass jetzt Staaten dazu übergehen außerhalb gesetzlicher Rahmenbedingungen zu operieren, ist schon ein starkes Stück. Im Wahlkampf hatte Obama noch gegen Bush und Guantánamo gewettert, aber jetzt fliegen seine Drohnen überall auf der Welt herum und schießen auf alles, was sich bewegt. Seitdem sind schon ein paar hundert Zivilisten unschuldig ums Leben gekommen, aber da muss man Opfer bringen (solange es nicht die eigenen Leute sind). Zuletzt haben sie sogar Anwar al-Awlaki, einen amerikanischen Staatsbürger, mit einer Drohne getötet. Das hätte es früher nicht gegeben, denn als Amerikaner hatte man zumindest gewisse Grundrechte.
Und natürlich müssen alle bösen Diktatoren und Terroristen sofort erschossen werden, wenn sie davor mit dem Westen zusammengearbeitet haben. Wenn man, wie Milosevic, nie ein Lakai des Westens war, darf man auch weiterleben und in Den Haag vor dem internationalen Gerichtshof aussagen. Könnte man jedoch gewisse westliche Staaten in große Bedrängnis bringen, kommt man unter mysteriösen Umständen ums Leben. Saddam Hussein, Osama bin Laden, und Gadafi - keiner hat seine Zusammenarbeit mit dem Westen überlebt. Natürlich haben diese alle Widerstand geleistet und mussten in Notwehr erschossen werden - keine Frage.
Libyen ist ja auch so ein Fall. Da macht man jahrzehntelang super Geschäfte mit einem Diktator und arrangiert sich mit ihm, solange er potenzielle Immigranten von Europa fernhält. Dann rebelliert die eigene Bevölkerung gegen die Diktatur und kurz darauf bombardiert die NATO Gadafis Stellungen. Was ist da denn schon wieder passiert? Sind wir jetzt auf den Geschmack gekommen und mischen uns, wie die Amerikaner, überall ein- heute so, morgen so?
Und während ich mich noch über diese komplette Aufweichung aller rechtsstaatlichen Grundprinzipien wundere, sprengen unsere geliebten Politiker die EU fast in die Luft. Diese versuchen nun schon seit Monaten eine Krise mit Instrumentarien zu lösen, die ihrerseits die Krise verursacht haben. Erstaunlicherweise funktioniert das aber nicht. Das hängt vor allem aber damit zusammen, dass es gar nicht um die Griechen geht, sondern nur darum, wie die Banken wieder ihr Geld zurückbekommen:


Zur selben Zeit muss ich dieser unsäglichen österreichischen Bundesregierung dabei zusehen, wie sie jede Reform im Keim erstickt und die eigenen erbärmlichen Ideen als großen Wurf verkauft. Die Neue Mittelschule ist wieder so eine ideologische Schnappsidee der Sozialisten, die Unmengen kostet und nichts bringt.

Deshalb werde ich mich wieder großteils aus der Politik zurückziehen, zumindest, was diesen Blog anbelangt. Dann macht es auch wieder mehr Spaß zu schreiben.