Mittwoch, 30. November 2011

Somewhere (2010)

Liebe Cineasten,

am Montag habe ich endlich Sofia Coppolas vierten Spielfilm Somewhere (2010) gesehen. Dafür gab es 2010 den Goldenen Löwen bei den Filmfestpielen von Venedig und das völlig zu Recht. Da es sich hierbei um einen Film handelt, der von Anfang an und erstaunlich kompromisslos künstlerischen Anspruch signalisiert, sind die Meinungen der werten Kritiker sehr geteilt: auf Metacritic schafft Somewhere nur 67%, auf Rotten Tomatoes 71%. Es lässt sich an den extrem negativen Rezensionen aber ablesen, dass die Kritiker den Film nicht verstanden oder etwas völlig anderes erwartet haben. Da finde ich es viel entscheidender, dass es von Roger Ebert (Chicago Sun-Times) und A.O. Scott (New York Times) jeweils 100% gab.
Somewhere besteht fast ausschließlich aus Szenen, die man in anderen Filmen rausschneiden würde, weil sie die Handlung nicht voranbringen. Das ist in diesem Film nicht nötig, da es keine Handlung gibt, die man vorantreiben müsste. Im Vergleich zu Somewhere wirkt so mancher europäischer Arthouse Film wie eine Achterbahnfahrt. Coppola besinnt sich hier ihrer italienischen Wurzeln und Michelangelo Antonioni wird immer wieder als Vorbild für diesen Film genannt.
Die erste Einstellung dauert nicht nur unerträglich lange sondern ist noch dazu völlig statisch. Hier bereits entscheidet es sich, ob man gleich abschaltet oder sich darauf einlässt, vom Film an eine veränderte Wahrnehmung herangeführt zu werden. Die Ruhe der Bilder wirkt fast hypnotisch. Bei einer Gesamtlänge von gerade einmal etwas mehr als 90 Minuten ist die Wirkung dieser langen Einstellungen sehr sehr ungewöhnlich und man merkt sehr schnell, wie sehr die eigenen Sehgewohnheiten von anderen Hollywood Filmen geprägt sind.
Auf den ersten Blick scheint Coppola alles falsch zu machen, was jeder in der Filmschule eingebläut bekommt: continuity, cause and effect, plot. In Somewhere beginnt man erst nach einer Viertelstunde zu ahnen, wer überhaupt die Hauptfigur ist. Andere Charaktere tauchen plötzlich aus dem Nichts auf und verhalten sich, als ob sie bereits vorgestellt worden wären. Alle Schlüsselszenen, die in anderen Filmen die Beziehungen zwischen Figuren klarmachen, fehlen hier fast vollständig. Somewhere hat viele Ähnlichkeiten mit Lost in Translation, ist aber noch viel radikaler.
Gerade weil Coppola scheinbar alle Regeln bricht ist der Film unglaublich spannend, obwohl nichts passiert. Man ist geradezu fasziniert von diesem eigenartigen Rätsel, das sich da vor einem ausbreitet. Hinzu kommt noch, dass der Film über weite Strecken fast ohne Sprache auskommt. Dadurch ist man geradezu gezwungen auf die Bilder zu starren und diese zu lesen. Man beginnt über mehrere Szenen hinweg Muster zu erkennen. Der Tanz der Stripperinnen an der Stange wird mit dem Tanz der Tochter auf dem Eis in Bezug gebracht. In beiden Fällen ist die Hauptfigur in der passiven Rolle des Betrachters, aber unter völlig konträren Voraussetzungen. Man müsste sich den Film wahrscheinlich noch ein paar Mal ansehen, um mehr davon zu verstehen. Man ist irgendwie an ein Gedicht erinnert, das auch auf den ersten Blick seine Komplexität nicht gleich preisgibt.
Wie man unschwer erkennen kann, war ich sehr beeindruckt und werde mir bei Gelegenheit den Film noch einmal ansehen. Wenn man weiß, was kommt, kann man sich noch besser auf das konzentrieren, was in den Bildern noch alles miterzählt wird.       
             

1 Comments:

At 30. März 2012 um 08:14, Blogger Groupdmt said...

great!!!
i'm very agree with these word on your posting.
thank's for the post...it will be motivator for all the people in the world...
Bildretusche

 

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