Dienstag, 21. Juni 2005

Tausche Familie

Liebe Doku-Soap-Fans!

ATV+ fasziniert mich mehr, als ich gerne zugeben möchte. Eigentlich wollte ich ja über etwas ganz anderes berichten und gar nicht fernsehen, aber in diesem Moment verfolge ich mit großer Begeisterung "Tausche Familie" auf ATV+, dem Unterhaltungssender meines Vertrauens. Hier ist die Beschreibung dieser 6. Folge der 8. Staffel meiner neuen Lieblingsserie:

"Richard (26) aus Ottensheim verlässt für eine Woche seine Freundin Sonja (22), ihres Zeichens Hundefrisörin, und deren Mutter Margarete (48). Das Reihenhaus, welches die 3 gemeinsam mit 3 Hunden bewohnen gehört der alleinstehenden Margarete. Richards Platz nimmt der gebürtige Wiener Michael (46) ein. Er lebt [mit] Frau Ilse (55), Ilses Sohn aus erster Ehe Mario (27) und dessen Lebensgefährtin Nimo (26) in Strasshof. Die Familie hat sich vor 11 Jahren den Traum eines eigenen Hauses erfüllt. Gesprächsthema gibt es meistens nur eines: Das Hausbauen.

In Ottensheim dagegen herrschen andere Verhältnisse. Richard ist ein Versicherungsvertreter wie aus dem Bilderbuch – jung, dynamisch, attraktiv und vor allem redegewandt. Seine Freundin Sonja betreibt einen Hundesalon, Mutter Margarete arbeitet als Köchin."

Richard (26) war früher Bäcker, hat sich aber aus eigener Kraft in den Finanzdienstleistungssektor hochgearbeitet, wo er nun scheinbar sehr erfolgreich die breite Öffentlichkeit gegen Vulkanausbrüche, Heuschreckenschwärme und Schwiegermütter versichert. Er ist, wie die ATV+ Homepage korrekt informiert, tatsächlich "jung, dynamisch, attraktiv und vor allem redegewandt." Umso erstaunlicher scheint daher seine Beziehung zu Sonja Hanslmayr (22) zu sein, die als Hundefrisörin ihren eigenen Salon betreibt. Als erfolgreiche Jungunternehmerin kann sie es sich offensichtlich leisten, die Komplexität einer postmodernen Existenz völlig auszublenden, den Gartenzaun als Grenze ihrer erfahrbaren Welt zu akzeptieren und der geradezu buddhistischen Einfachheit ihres Lebens auch sprachlich gerecht zu werden. Dabei würde sie ihre Mutter Margarete Kastner (48) in einem Rhetorikwettstreit mit Leichtigkeit an die Wand spielen.

Richard zieht also nun bei Michaels Familie ein. Ilse Brombach-Zamar (55), hauptberuflich Hausfrau und Hausbesitzerin, kümmert sich liebevoll um den neuen Mann an ihrer Seite, der ihr eher wie ein zweiter Sohn als ein Ersatz für ihren werten Gemahl vorkommt. Mario (27), ihr Sohn aus erster Ehe, ist ein erfolgreich rehabilitierter Junkie und Dealer, der als Lagerarbeiter und Kampfsporttrainer für Hau-Fes-Tsu, eine seltene Variante des traditionell chinesischen Fang-Den-Shu, den Weg zurück in die Gesellschaft gefunden hat. Richard und Mario werden schnell Freunde.

Bei Michael, einem 46-jährigen Berufsmacho und Straßenbahnfahrer, sieht es nicht ganz so rosig aus. Richard, der seine Sonja in den wenigen Jahren ihres gemeinsamen Glücks schon völlig durchschaut hat, warnt seinen Ersatzmann eindringlich vor den Launen seiner Lebensgefährtin: "Wenn das Frühstücksei nicht passt, ist sie den ganzen Tag stinksauer." Natürlich ist Michael mit den zahllosen Objekten überfordert, die der Zelebration des Hanslmayerischen Eierkults dienen. Wie zu erwarten war, hat die Dame des Hauses an der Konsistenz etwas auszusetzen und das ungenießbare Weichei wandert in den Mülleimer.
Ihren Zorn zieht er sich aber damit zu, dass er ungefragt eine Kundschaft Sonjas, die sich über die Frisur ihres geliebten Vierbeiners nicht sicher ist, in deren Gegenwart berät. Hier liegt eine unverzeihliche Kompetenzüberschreitung vor. Frau Hanslmayr mag vielleicht nicht viel von der Welt jenseits ihres Gartenzauns verstehen, aber im Bereich Tierkosmetik und Tierästhetik ist sie die Expertin.
Zum offenen Schlagabtausch führt hingegen erst die Pergola-Debatte, das Kernstück dieser mitreißenden Episode. Diese "Laube [...] aus Pfeilern od. Säulen als Stützen für eine Holzkonstruktion, an der sich Pflanzen [empor]ranken" (Duden's "Das große Fremdwörterbuch") soll der gute Michael nämlich mehrmals (!) lackieren, was ihn so gar nicht freut. Er sinnt auf Vergeltung und wittert einen moralischen Sieg in der Zurechtweisung, dass es sich nicht um eine Pergola im eigentlichen Sinn handeln kann, da die Dachkonstruktion zum Schutz des Autos dient. Diese sei dann ein "Carboard" und eben keine Pergola. Sonja widerspricht heftig. Also nützt Michael seinen nächsten Besuch in Linz und kauft in der Buchhandlung ALEX am Hauptplatz das oben bereits zitierte Fremdwörterbuch. Wie ein kleines Kind freut sich da der Michael, als Alex himself ihm die Definition auch gleich noch im Geschäft vorliest. Kaum kann er es erwarten, den zwei blöden Weibern im ungliebten Haus den dicken Wälzer unter die Nase zu halten. Sonja und Margarete zeigen sich aber unbeeindruckt. Michael ist und bleibt ein alter Besserwisser. Nach längerem Hickhack eskaliert der Konflikt. Michael, dem die ganze Sache schön langsam "am Arsch vorbei" geht, verschafft sich schließlich Luft: "I scheiß auf die Pergola."
In der gemeinsamen Schlussrunde an einem Tisch gehen nochmals die Wogen hoch. Margarete stellt mit voller Überzeugung fest: "I mecht mit'n Michael kan Kontakt nimma hom." Das liegt hauptsächlich daran, dass er die Sonja "bled herg'stöt" hod. Der Michael weiß sich aber zu helfen: "Du host a Glick, weußt a Frau bist. Waunst a Mau wast hed i di umg'hockt." Da fällt es Sonja wie Schuppen aus den Haaren. Sie erkennt plötzlich die Gemeingefährlichkeit dieses Mannes und diagnostiziert: "Der Michael is nimma zu retten. Der g'hert in an Nervenaunstoit."

Am Sonntag, dem 26. Juni, läuft um 16.50 Uhr die Wiederholung und ich werde wieder mit dabei sein.

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4 Comments:

At 22. Juni 2005 um 11:33, Anonymous Anonym said...

Hammer!!!

 
At 22. Juni 2005 um 15:47, Anonymous Anonym said...

Where are my cyancali capsules?

 
At 22. Juni 2005 um 17:05, Anonymous Anonym said...

Das ist unsere bunte Welt. Sie frei und ohne Sorge.
Was glaubt ihr wen ich zum Teil im Rettungsauto getroffen hab?

 
At 21. Jänner 2006 um 23:41, Anonymous Anonym said...

kl detail am rande: mit der frisur des hundes hatte der herr aber recht. ein westie ghört NIENIENIE geschoren,der fangt an zu haaren an und kriegt hautprobleme.das ist ein rauhaarhund, der gehört getrimmt/gestrippt-also totes haar wird schmerzlos (und arbeitsaufwändig;-))gezupft. als derart goscherte hunde"salon"besitzerin sollte man sich über mehr als 3 hunderassen informieren. aber da endet des mädls horizont vielleicht schon vorm gartenzaun, beim fell der eigenen drei hundsis...

 

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