Sonntag, 18. September 2005

Zwiebelfisch

Liebe Puristen und Stylepolizisten!

Vielleicht renne ich mit diesem Eintrag wieder offene Türen ein, aber es schadet ja nicht, wenn man die werte Leserschaft an eine kleine Sensation in der deutschsprachigen Internetszene erinnert. Bastian Sick hat sich vom kleinen Spiegel Online Kolumnisten zum Guru der deutschen Sprache gemausert. In seiner Kolumne "Zwiebelfisch" nimmt er sich der grey areas unserer geliebten Muttersprache an, wo selbst diejenigen unter uns, die in der Schule noch Deutsch hatten, schnell mal in puncto Orthografie oder Grammatik in Verlegenheit kommen.

http://www.spiegel.de/zwiebelfisch

Die erste Auswahl seiner Texte, Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, ging alleine in Deutschland fünf Milliarden Mal über die Ladentische.



Im August ist bei KiWi der zweie Band erschienen und hält sich, wie sein Vorgänger vor einem Jahr, seit Wochen in den Top Ten aller Sachbuchcharts. Während einige Bastian Sick als oberlehrerhaften Dudenverfechter und Sprachpuristen kritisieren, steht meiner Meinung nach das Schmunzeln über eigene und fremde Fehler im Vordergrund. Ich möchte nur ein paar Beispiele anführen, die ich für besonders lustig halte:

1) Die Rheinische Verlaufsform

"Es gibt in der deutschen Sprache so manches, was es offiziell gar nicht gibt. Die sogenannte Rheinische Verlaufsform zum Beispiel. Die hat weniger mit dem Verlauf des Rheins zu tun, dafür umso mehr mit Grammatik. Vater ist das Auto am Reparieren, Mutter ist die Stube am Saugen. Und der Papst war wochenlang im Sterben am Liegen."

2) Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

"Der Genitiv gerät zusehends aus der Mode. Viele sind ihn überdrüssig. Dennoch hat er in unserer Sprache seinen Platz und seine Berechtigung. Es kann daher nicht schaden, sich seinem korrekten Gebrauch zu erinnern. Sonst wird man dem Problem irgendwann nicht mehr Herr und kann dem zweiten Fall nur noch wehmütig gedenken."

3) Die Sauna ist angeschalten!

"Es gibt Dinge, die gibt's einfach nicht. Zum Beispiel Verbformen, die völlig sonderbar klingen. Man meint, sich verhören zu haben, und muss erkennen: Man hat richtig gehört! Da ist von Kindern die Rede, die genaschen haben, und von Häusern, die angemalen worden sind. Unsere Sprache wird täglich neu gestalten."

4) Das Ultra-Perfekt

"Da wühlt sich Erika durch Berge von Unterwäsche, zaubert einen XXXL-Herrenschlüpfer hervor und sagt zu ihrer Freundin: "Guck mal, Heidi, ist das nicht was für deinen Werner?" - "Lass mal", sagt Heidi, "Unterhosen hab ich schon im Katalog bestellt gehabt." - "Ach ja", sagt Erika, "das hab ich mir fast schon gedacht gehabt." [...] Gedacht gehabt, gesagt gehabt - erst das Ultra-Perfekt macht das Perfekt wirklich perfekt."

Labels: ,

1 Comments:

At 19. September 2005 um 00:52, Blogger tinchen said...

Toller Link! Man kann sogar anhand eines kleinen Grammatiktests sein Deutsch überprüfen resp. verbessern.

ZB. intuitiv richtig schreibt man eine Karte von Mallorca; in der Praxis schickt aber jedermann Grüße aus Mallorca. Das, so klärt uns der Zwiebelfisch auf, ist nämlich falsch, weil man aus einer Insel keine Post versenden kann.

Da hamma wieder was gelernt! Ich hoff ich kann's mir bis zu meinem nächsten Inselurlaub merken, der für unsereins offensichtlich in unerreichbarer Ferne liegt. Bis dahin Grüße aus Salzburg ;-)

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home