Donnerstag, 12. Juli 2007

ORF

Liebe Fernseher!

Zuerst kam der Countdown: Dieses Fernsehsignal wird in 6 Tagen, 18 Stunden, 13 Minuten und 57 Sekunden abgestellt. Ab dann können sie ORF 1, ORF 2 und ATV nur mehr mit einer DVD-BMW-BT-SUPER-TRÄTERÄTÄTÄ BOX empfangen. 6 Tage, 18 Stunden, 13 Minuten und 50 Sekunden später war der ORF tatsächlich weg.
Obwohl ich natürlich wusste, dass sie auch ohne meine geteilte Aufmerksamkeit schamlos weitersenden würden, hatte die Einstellung des Signals etwas Beruhigendes. Irgendwie vermittelte mir der nun gänzlich blaue Bildschirm das Gefühl, dass Dr. Alexander Wrabetz nicht nur die Konsequenzen aus seiner groß angekündigten und völlig fehlgeschlagenen Reform zog, sondern auch den Stecker aus der Dose.
Seit Jahren schon kränkelt die Programmgestaltung in einem Ausmaß, dass einem schlecht werden könnte. Hier nur ein kleiner Ausschnitt, was heute so läuft:

SZENE

ACHTUNG, AFFEN AN BORD!
Schlechte Autofahrer treffen auf gute Musiker. szene stellt Engländer vor, die scheinbar alles richtig machen und Österreicher, die sich unbedingt verbessern sollten.

DIE BARBARA KARLICH SHOW

MEINE PROBLEME LÖST NUR MEINE WAHRSAGERIN

HEUTE IN ÖSTERREICH

Familientragödie Babyleichen Eurofighter Hund erschossen Megastau Hias-Begräbnis Ambros CD Gefährliche Trampoline Erfolg für U 20 Feuerwehrauto wird versteigert Königin Sirikit in Fuschl

LIEBESG'SCHICHTEN UND HEIRATSSACHEN

Kurt, 47 Jahre, Kleinmagazineur aus Linz, ist eine "original, unberührte männliche Jungfrau – ein Topstück". Er hofft, durch die Sendung eine "Sonnenelfe zu finden, welche vermag, diesen Umstand zu ändern".

THE SCORPION KING

Der Arkadier Mathayus wird mit seinem Bruder angeheuert, den Despoten Memnon zu töten. Mit der Entführung der einflussreichen Seherin Cassandra hoffen sie, den finsteren Herrscher entscheidend zu schwächen. Deren Geschick und deren Reizen sind bereits zahlreiche Helden des unterdrückten Volkes zum Opfer gefallen. Als sich Cassandra in Mathayus' Gewalt befindet, kommt es vor den antiken Mauern von Gomorrah zur entscheidenden Schlacht gegen das von Thorak angeführte Heer.

Wer bis drei zählen kann oder Deutsch als Muttersprache spricht ist hier schon hoffnungslos verloren. Das trifft leider oft auch auf die ZIB zu, wo sich eine Ingrid Thurnher ständig verspricht, obwohl die Texte für ein Massenpublikum zugeschnitten und somit grammatisch entschärft sind. Wenn man sich Thurnhers offizielle ORF Biografie durchliest, kann man fast vom Austrian Dream sprechen:

Ingrid Thurnher besuchte nach einem abgebrochenen Publizistik- und Theaterwissenschaftsstudium das Schubertseminar.
Nach einem Sprechertest 1985, bei dem sie unter die ersten drei kam [gleich nach Karl Moik und Hias], begann sie ihre Tätigkeit beim ORF. Sie arbeitete vorerst als TV-Ansagerin und war von 1986 bis 1991 als Redakteurin im Landesstudio Niederösterreich im Akuellen Dienst beschäftigt. Weiters moderierte sie "Land und Leute", "Österreich-Bild", "Österreich heute" und "Niederösterreich heute".
1991 bis 1994 war die gebürtige Bludenzerin als Redakteurin der Innenpolitik tätig, bevor sie zur "ZiB 2" wechselte und diese seit 1995 präsentiert.

Wenn nicht ARTE, 3SAT und das Minderheitenprogramm des ORF ab 23 Uhr wären, könnte man auf Fernsehen generell verzichten. Im Moment verhält sich Ö3 zu ORF 1 wie DIE GANZE WOCHE zu NEWS. Dabei stört nicht einmal so sehr die Banalisierung des Programms, sondern die Ideenlosigkeit und Frechheit noch immer irgendeinen Bildungsauftrag als öffentlich-rechtlicher Sender vorzugaukeln. Sollen eben den ganzen Tag die SIMPSONS und MALCOLM MITTENDRIN laufen. Dann kann man wenigstens hunderte überbezahlte ORF Mitarbeiter entlassen.

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1 Comments:

At 24. Juli 2007 um 12:13, Blogger Christian Genzel said...

Wieder ein Beweis, daß es für eine Karriere ratsamer ist, ein Publizistikstudium abzubrechen, anstatt es zu beenden.

Ich erinnere mich an eine Zeit, da war der ORF mein Lieblingssender ... man hatte so ziemlich jedes Wochenende die Wahl, einen Film auf SAT1/PRO7/etc. mit Werbung zu sehen, oder aber auf ORF ohne Werbung und mit Abspann. Das war 1993/94, glaube ich.

 

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