Montag, 16. Juli 2007

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Liebe Vertrauensselige!

Ich muss mich natürlich sofort für meinen letzten BLOG Eintrag entschuldigen, in dem ich Ingrid Thurnher wegen ihrer Artikulationsschwierigkeiten und der Banalisierung der deutschen Sprache als ungeeignet empfand, die Hauptnachrichten zu moderieren. In der großen ÖSTERREICH Exklusiv-Umfrage der gestrigen Ausgabe (Sonntag, 15. Juli 2007) wurde sie auf Platz 4 der vertrauenswürdigsten ÖsterreicherInnen gewählt. Hier die Rangliste:

1. Hugo Portisch (79 Punkte)
2. Heinz Fischer (78 Punkte)
3. Franz Klammer (64 Punkte)
4. Ingrid Thurnher (62 Punkte)
5. Armin Assinger (62 Punkte)
6. Christiane Hörbiger (57 Punkte)
7. Helmut Zilk (53 Punkte)
8. Danielle Spera (52 Punkte)
9. Willi Resetarits (43 Punkte)
10. Anna Netrebko / Markus Rogan (39 Punkte)
12. Barbara Stöckl (31 Punkte)
13. Wolfgang Ambros (29 Punkte)
14. Udo Jürgens (23 Punkte)
15. Harald Serafin (22 Punkte)
16. Josef Hickersberger (21 Punkte)
17. Erwin Buchinger (20 Punkte)
18. Alfons Haider (19 Punkte)
19. Gerda Rogers (19 Punkte)
20. Didi Mateschitz (18 Punkte)
25. Christina Stürmer / Armin Wolf (14 Punkte)
30. Alfred Gusenbauer (7 Punkte)
31. Alexander Van der Bellen (4 Punkte)

Das ist unglaublich! Ihr Kollege Armin Wolf muss sich Platz 25 mit Christl Stürmer teilen, ganze 6 Plätze hinter Chefastrologin Gerda Rogers. Also nochmals: Entschuldigung, Frau Thurnher! Ich gebe nun auch zu, dass ich mich von meiner heimlichen Verehrung für Anne Will habe blenden lassen.
Man muss die ganze Sache natürlich auch in Relation sehen. Im Vergleich zu anderen Promi-Journalistinnen ist Ingrid Thurnher eine wahre Lichtgestalt am Publizistikhimmel. Um ihre Sprachgewandtheit und intellektuelle Überlegenheit hervorzuheben, zitiere ich nun wortwörtlich Uschi Fellners letzte Kolumne aus der Life&Style Beilage der gestrigen ÖSTERREICH Ausgabe:

SPAGHETTI ALS SINN DES LEBENS
Und was kochen Sie eigentlich immer?

Jeder hat im Leben seine ganz spezielle Aufgabe zu erfüllen, meine besteht darin, Spaghetti zu kochen. Wöchentlich, täglich, stündlich. Große Mengen, riesige Mengen, Berge, Täler, Ozeane voll Spaghetti. Man könnte das wahrscheinlich mit Starkstrom oder so therapieren, es würde aber nicht viel nützen. Nach der Spaghetti-Therapie würde ich den nächsten Herd anpeilen und, na, Sie wissen schon was kochen.
Mein Irrsinn hat natürlich einen ernsten Hintergrund, denn stelle ich an meine Kinderschar die Frage: "Was wollt ihr heute, morgen, nächste Woche, nächstes Jahr, am 3.3.3003 und bis zum jüngsten Tage essen?", ruft die Sippe froh im Chor: "Schpagetti, Schpagetti, Schpagetti!" Ich müsste selbstverständlich gar nicht fragen. Könnte wortlos heimkommen, Spaghetti kochen und mich still wieder vertschüssen, unter Hinterlassung einer Monatsration.
Kürzlich träumte ich von riesigen Spaghetti, die mich umschlangen und zerdrückten, und ich wurde immer kleiner und verzagter und zerfiel zu Kompost. Und aus meinen Überresten wuchs ein prächtiger Spaghetti-Baum, und meine Kinder pflückten von mir täglich die Spaghetti ab und rieben sich die Bäuche.
Am nächsten Tag kochte ich zur Abwechslung etwas mit wertvollen Vitaminen und Inhaltsstoffen, ich hackte und briet und rührte und schnitt und schepperte mit einem Dutzend Töpfen und als ich die gesunde Kost beisammen hatte, waren die Kinder schon gegangen um sich an der nächsten Ecke Spaghetti zu bestellen. Und so weinte ich allein in meine Petersilien-Laibchen, ich weinte um die Zukunft meiner Sippe, denn es ist ein unschönes Gefühl zu wissen, dass sie demnächst an Skorbut zugrunde gehen wird.

In dieser Kolumne ist nur ein einziger Satz von Bedeutung: "Mein Irrsinn hat natürlich einen ernsten Hintergrund." Es fällt einem ja oft schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen, weil sich so viel Schrott hinter einer strahlenden Oberfläche verbirgt, aber in diesem Fall ist es ein Kinderspiel. Hier handelt es sich nämlich um Spreu nach dem Einsatz, wenn eine ganze Rinderherde in Stallhaltung eine Woche lang hemmungslos draufscheisst. Ich möchte aber mit Argumenten und nicht mit Pauschalurteilen punkten:

1) Die Witze sind grottenschlecht. Das könnte aber auch daran liegen, dass ich genetisch nicht dazu im Stande bin, Frauenhumor zu verstehen. (Siehe meinen Eintrag vom 6. November 2006.)
2) Die Anbiederung an eine imaginäre Schwesternschaft aller Frauen finde ich zum Kotzen. Uschi Fellner stylt sich hier als Parademutter, die sich für ihre Kinder aufopfert. Jede Frau kennt anscheinend genau diese Situation und findet sie deshalb so unglaublich witzig und relevant: "Die Uschi hat ja so recht. Mein kleiner Maxi will auch nur Spaghetti und Schokolade essen. Und die Idee mit dem Spaghetti-Baum ist sowieso urlustig."
3) Das sprachliche Niveau ist unter jedem Hund. Scheinbar soll diese Banalisierung zum humoristischen Gesamtkunstwerk beitragen, aber ... siehe Punkt 1).

"Mein Irrsinn hat natürlich einen ernsten Hintergrund." Ich finde es ja gut, dass in modernen Therapieformen die Patienten sofort wieder in den Arbeitsprozess eingebunden werden, aber muss eine geistig verwirrte Journalistin tatsächlich wieder schreiben? Also, Hut ab, Frau Thurnher, und weiter so. Da sehe ich mir liebend gerne ihren täglichen sprachlichen Hürdenlauf als sportliches Großereignis im Fernsehen an.

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1 Comments:

At 24. Juli 2007 um 12:20, Blogger Christian Genzel said...

Schon lustig, daß das Volk Udo Jürguens oder Christl Stümer für vertrauenswürdiger hält als den Herrn Gusenbauer. Aber irgendwie auch nachvollziehbar: Bei ersteren weiß man wenigstens, was man kauft, und ist vor bösen Überraschungen gefeit.

"Mein Irrsinn hat natürlich einen ernsten Hintergrund" wäre ein schöner Satz für ein T-Shirt. Anderer Vorschlag: Du könntest solche Zitatfetzen bei dir an die Bürotür hängen. Mit der Zeit ergibt sich eine heitere Collage.

 

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