Mittwoch, 18. Februar 2009

Tri tra tralala

Liebe Kinder,

krawuzi kapuzi! Jetzt hätte fast das Krokodil beim Kasperltheater gewonnen! Aber mit vereinten Kräften ist es dann doch gelungen das Untier in die Schranken zu weisen. Also bleibt Gerhard Maria Wagner in Windischgarsten und alle Katholiken klatschen fröhlich in die Hände, weil die Geschichte wieder einmal gut ausgegangen ist.

So ähnlich kommt mir die jüngste Krise der katholischen Kirche in Österreich vor. Und genau so verliefen die anderen auch, zB bei Erzbischof Groer und Bischof Krenn. Weil der eine als Kardinal ein paar Buben vergenusszwergelte und der andere sein Priesterseminar in Schutz nahm, wo es - man höre und staune - zu homosexuellen Handlungen zwischen Seminaristen und zum Download von Kinderpornografie kam, obwohl doch die katholische Kirche für ihre gesunde Einstellung zur Sexualität bekannt ist. In allen drei Fällen regte sich das Kirchenvolk fürchterlich auf und setzte sich - erstaunlicherweise - jedes Mal gegen den Papst durch. Ein Weihbischof, der den Harry Potter nicht mag, ist halt untragbar.

Das wirklich lustige an der ganzen Geschichte ist, dass sie mit den eigentlichen Problemen der katholischen Kirche nur peripher zu tun hat. Das ist so, als hätte man George W. Bush während seiner Präsidentschaft dafür zur Rechenschaft gezogen, dass er als Gouverneur von Texas des öfteren falsch parkte und betrunken Auto fuhr.

Warum regt sich eigentlich niemand über die wirklichen Probleme auf? Warum tritt niemand aus, weil die Kirche zutiefst undemokratisch ist und die meisten Menschenrechte, wie etwa die Gleichbehandlung aller Menschen verletzt? Kirchen sind soziale Einrichtungen, die dem einzelnen seine Position im Gesamtgefüge der Welt stimmig erklären können und ihn über Rituale, in beiderseitigem Einverständnis, in die soziale Gemeinschaft integrieren. Aber das tut die Katholische Kirche schon lange nicht mehr. Die Rituale haben sich totgelaufen und die Gemeinschaft ist nur virtuell. Nur die Caritas und ähnliche Organisationen schaffen es noch, ein bisschen etwas vom sozialen Engagement zu retten.

Am liebsten wäre es der Kirche, wenn das Volk noch immer an Adam und Eva, das Herbeibeten von Regen und Marienerscheinungen glaubte. Dieser antiintellektuelle Volkskatholizismus, der erwachsene Menschen wie dumme, kleine Kinder behandelt, stößt mir noch immer sauer auf. Jede Warum-Frage, die man als Jugendlicher stellte, wurde mit einem Das-ist-halt-so beantwortet. Die Kirche war und ist wie Mathematikunterricht in der Oberstufe: keiner versteht, wofür der ganze Scheiß eigentlich gut sein soll, aber auf die Warum-Frage hört man nur: Klappe halten und brav die Formeln auswendig lernen.

Der Papst leidet unter der Wahnvorstellung, dass er alle christlichen Gruppierungen wieder zusammenführen will, in eine große Einheitskirche. Was wir brauchen ist aber nicht noch mehr Einheit, sondern eine größere Dezentralisierung, mehr Dialog, eine bottom-up Bewegung, nicht noch mehr top-down. Und wenn er schon die 'schwarzen Schafe' wieder an sich binden will, dann soll er doch bei den eigenen Leuten beginnen, bevor er die Ultrarechten mit ins Boot holt: Priester mit Lebensgefährtinnen, Geschiedene, Schwule.

Nachdem Homosexualität heilbar ist, erwarte ich mir schon des längeren einen päpstlichen Ratgeber, der die besten Behandlungsmethoden im Detail beschreibt. Ich tippe mal auf kalte Umschläge und das Fernbleiben von katholischen Bildungseinrichtungen.