Donnerstag, 19. März 2009

300

Liebe Filmfreaks!

Da gerade Zack Snyders jüngster Film WATCHMEN läuft, den ich noch nicht gesehen habe, nütze ich die Gelegenheit, um über seinen vorherigen Film 300 (2007) zu schreiben. Das liegt aber auch daran, dass ich vor kurzem zwei erstaunliche Entdeckungen machte. Erstens erwähnte ich in einem Gespräch, dass 300 faschistisches Gedankengut transportiere, was bei den anderen - zu meiner Überraschung - große Ungläubigkeit hervorrief. Zweitens stellte ich kurz darauf fest, dass ich keinen Blogeintrag zu diesem Film verfasste, obwohl er mir damals gewaltig im Kopf herumspukte. Da litt ich nämlich am gefährlichen Riefenstahl-Syndrom: Wie konnte mir ein Film (optisch) so gut gefallen, der ideologisch so völlig verkehrt war? Aber genau dieser Punkt, die faschistische Ideologie des Films, scheinen andere gar nicht wahrzunehmen. Also versuche ich kurz zu erklären, was mir daran nicht passt.
1) Zuerst einmal ist auffällig, dass sowohl das demokratisch gewählte Parlament als auch die religiöse Kaste (Ephoren) korrupt, degeneriert, und handlungsunfähig sind. In Zeiten der Krise ist aber Demokratie nicht gefragt. Da muss die starke Hand her, ein Mann, der weiß, was zu tun ist. Nicht zu Unrecht heißt einer von Leni Riefenstahls Filmen TRIUMPH DES WILLENS. Das fasst die Grundaussage des Films sehr schön zusammen. Im Angesicht einer verheerenden Übermacht stellen sich 300 wackere Krieger einer aussichtslosen Situation, um dann heldenhaft zu sterben.
2) Das Erziehungssystem der Spartaner produziert nur Krieger nach Maß. Ein echter Mann ist ein Soldat - eine Kampfmaschine. Da das Menschenbild, das hier vermittelt wird, nur einen einzigen Typ zuläßt, sehen auch alle Spartaner völlig gleich aus: Sie sind nicht nur uniformiert, sondern auch uniform. Alle Abweichungen von der Norm werden verrachtet: für Schwächlinge, Behinderte, Schwule, Intellektuelle, Künstler etc. gibt es keinen Platz. Die beiden größten Verräter im Film sind zwei Spartaner, von denen der eine nicht Soldat sein darf (Ephialtes), der andere nicht Soldat sein will (Theron). Politiker, Priester, Behinderte - alle zurückgebliebenen Männer sind nicht einfach nur schwach, sondern degeneriert und verräterisch.
3) Apropos degeneriert: der Asiat an sich - also die paar Millionen, die damals diesen Kontinent bevölkerten - ist weibisch, eingebildet, dekadent, pervers, hinterhältig, brutal, jähzornig und obrigkeitshörig. Im 19. Jahrhundert zählten die Orientalen, zusammen mit Frauen, Kindern, Degenerierten und Verrückten, zu den nicht ganz zurechnungsfähigen Zeitgenossen. Der westliche, rational denkende weiße Mann der Mittel- und Oberschicht, war also ständig davon bedroht, in einen Sumpf von Emotionalität und Irrationalität zu versinken. Frauen sind ja an sich hysterisch, wie wir seit Freud wissen. Die Degenerationstheorien des späten 19. Jahrhunderts (Cesare Lombroso, Max Nordau etc.) bildeten nicht nur den ideologischen Nährboden für den Nazionalsozialismus, sondern sind auch in 300 sehr schön illustriert. Degeneration ist wie eine Infektionskrankheit, die sich rasant ausbreitet und nur schwer zu stoppen ist.
4) Dies ist wiederum stark mit der "Blut und Boden" Mentalität vernetzt. Die nordischen Rassen bzw. die spartanisch lebenden Spartaner sind deswegen überlegene Rassen, weil sie sich trotz aller Widrigkeiten des Landes durchgesetzt haben. Die 'natürliche' Selektion hat nur die Stärksten und Kräftigsten überleben lassen. Zwischen Land und Leuten gibt es eine Art mystische Verbindung. Die Asiaten und Bewohner des Äquators hingegen leben in einem Klima, das man nur mit einer Sauna vergleichen kann. Da wird der stärkste Mann verweichlicht.

Das waren jetzt nur vier grob umrissene Problemzonen, die man sich jetzt im Detail im Film ansehen könnte. Warum die ganze Auflistung? Ich bin fest davon überzeugt, dass es keine unpolitischen Filme gibt, denn auch der dümmste Action-Kracher entsteht in einem kulturell geprägten Umfeld. Den wertfreien Unterhaltungsfilm gibt es nicht. Siehe PRETTY WOMAN (1990).

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