Mittwoch, 17. Juni 2009

Terminator 4: Salvation

Liebe Cyberdine Systems Aktionäre,

ich war - der düsteren, post-apokalyptischen Stimmung des Films entsprechend - auf das Schlimmste gefasst. Von führenden Terminatologen vor der drohenden Katastrophe gewarnt, ging ich - völlig hoffnungslos und desillusioniert - in den vierten Teil rein. Während meine Erwartungen bei STAR TREK noch erheblich waren, stellte ich mich hier mental auf STREET FIGHTER (im schlimmsten Fall) bzw. X-MEN ORIGINS: WOLVERINE (im besten Fall) ein.

Folglich war ich zuerst einmal positiv überrascht. Wie in STAR TREK sind die Rollen großteils sehr gut besetzt und man sieht in den Figuren sogar ein gewisses Potential. Sam Worthington als Marcus Wright und Christian Bale als Sarah ..äh.. John Connor kann man eine starke Präsenz kaum absprechen. Auch von McGs Regiearbeit war ich über weite Strecken überzeugt: für einen Anfänger, der nicht weiter ist als J.J. Abrams, hat er sich tapfer geschlagen. Die postapokalyptische Welt ist konsequent umgesetzt, auch wenn die MAD MAX und MATRIX Anleihen überdeutlich in den Vordergrund treten. Die erste Hälfte des Films war relativ kurzweilig und mir gelang es dieses Mal sehr gut das Hirn vorher an der Kasse abzugeben.

Woran krankt es also? Wieder einmal wird ein Franchise fortgesetzt, indem man die Zutaten aus den früheren Teilen in einen Mixer wirft und kräftig aufdreht. Da kann nur Brei rauskommen. Selbst die neuen und kantigeren Zutaten wie Bale oder Worthington verlieren da schnell ihre Konsistenz und werden in null komma nix verschlissen. Brancato und Ferris, die Drehbuchautoren, haben außer CATWOMAN und TERMINATOR 3 nichts vorzuweisen - ein Umstand, der wieder stark an STAR TREK erinnert. Warum werden die großen Franchise Blockbuster, wo es wirklich um sehr viel Geld geht, von irgendwelchen no-name Regisseuren inszeniert und - was noch viel schlimmer ist - von no-name Drehbuchautoren geschrieben? Ich vermute einmal, dass sich kein anständiger Drehbuchautor den eigenen Ruf mit dem vierten Teil eines Actionfilms ruinieren will. Also treten irgendwelche Desperados an, die nichts zu verlieren haben. T3 war für mich nicht viel mehr als ein Remake von T2 und bei T4 ist Brancato und Ferris nichts mehr eingefallen. Das Drehbuch ist von vorne bis hinten nicht durchdacht. Wenn Skynet so clever ist, dass es Connor und Reese erfolgreich zu sich locken kann und immer weiß, wo sich die beiden gerade befinden, warum - bei Zeus' fettem Arsch (hier zitiere ich Dr. Stanley Goodspeed aka Nicolas Cage in THE ROCK) - bringt es die beiden dann nicht einfach um? Und das ist nur die offensichtlichste Schwachstelle des Drehbuchs. Warum sind die Menschen so perfekt ausgerüstet und organisiert? Warum sind die Maschinen so schwach? Warum ist die Hauptzentrale von Skynet so schlecht bewacht, dass jeder ein und aus gehen kann? Die Liste ließe sich unendlich lang fortsetzen.

Drehbuchautoren in spe sollten sich TERMINATOR 2, ALIENS, und STAR WARS V: THE EMPIRE STRIKES BACK genauer ansehen, wenn sie die Fortsetzung eines erfolgreichen Films zu schreiben haben. Es interessiert weniger, was schon da war, sondern wie die selben Elemente und Charaktere unter radikal anderen Bedingungen funktionieren und interagieren. In T4 erfahre ich aber gar nichts Neues. Er wirkt, als hätte man die kurzen Sequenzen aus den ersten Teilen, die in der Zukunft spielen, einfach auf zwei Stunden ausgedehnt. Wie bei STAR TREK ist wieder alles beliebig austauschbar. Vor 20 Jahren waren die Actionfilme auch keine Shakespeare-Dramen, aber wenigstens sahen sie nicht alle wie Computerspielverfilmungen aus.

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2 Comments:

At 18. Juni 2009 um 15:18, Blogger Christian Genzel said...

Wenn es denn wenigstens die Zukunftsvision aus dem Erstling gewesen wäre, die sich da zweistündig auf der Kinoleinwand fett macht! Von der dort gezeigten Hoffnungslosigkeit und suggerierten Paranoia aber hier keine Spur: Die Menschheit spielt emotionslos Egoshooter gegen den Computergegner und schafft's bis ins letzte Level. Wie aufregend.

Brancato und Ferris haben übrigens auch THE GAME geschrieben, der ja originell und sehr clever ist, aber es scheint eher eine Ausnahmeerscheinung in ihrer Filmographie zu sein, die auch den grundsoliden, aber unoriginellen Thriller THE NET umfaßt und mit zukünftigen Projekten wie XXX 3 wohl nicht spannender wird.

Meine Gedanken zu T4 hier:
http://wilsonsdachboden.blogspot.com/2009/06/genzel-is-not-afraid-anymore.html

 
At 19. Juni 2009 um 09:12, Blogger obi-wan said...

Ja, da hast du völlig Recht. Verzweiflung bzw. Paranoia sehen anders aus. Die Anführer der Menschheit sprechen von Anfang an von einem totalen Sieg über die Maschinen. Unsere Helden zerlegen eine Kampfmaschine nach der anderen. Selbst mit einem simplen Seiltrick, den sich John Connor bei DIE RÜCKKEHR DER JEDIRITTER abgeschaut hat, kann man den Motorradterminator zur Strecke bringen. Schon als Jugendlicher konnte Connor Geldautomaten mit selbstgebastelten Gadgets knacken, also ist es nur logisch, wenn er auch eine Hochsicherheitstür auf diese Weise öffnet, die direkt zu Skynet führt. Oder war das wieder Bestandteil von Skynet's genialem Plans?
Danke auch für die Richtigstellung: ich habe THE GAME und THE NET unterschlagen, die ich beide nicht kenne.

 

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