Radlermode
Liebe Sportsfreunde!
Da niemand so fashion-conscious ist wie ich, fällt mir natürlich unentwegt auf, was die moderne Frau bzw. der moderne Mann von heute so trägt. Es ist anzunehmen, dass es meinen lieben Mitbürgern genau so geht und jedes Kleidungsstück sehr bewußt gekauft und getragen wird. Unter diesen Umständen ist das Phänomen der Radlermode als Anomalie zu werten.
Hier ist natürlich nicht die Rede von Sir Schwarzelots T-Shirts, die er beim Konsum eines Mixgetränks aus Bier und Limonade trägt. Noch möchte ich auf Teile meiner Verwandtschaft anspielen, die im Familiennamen als Sportler ausgewiesen sind. Es geht mir um jene Gruppe von Verkehrsteilnehmern, die mit steigender Temperatur wieder verstärkt unsere Straßen ziert. Dabei fällt auf, dass die Professionalisierung, insbesondere in Hinblick auf die Ausrüstung, auch vor dem Massensport nicht Halt macht. Wie in jedem anderen Betätigungsfeld ist für Herrn Otto Normalverbraucher mittlerweile das Beste gerade noch gut genug. Der beleibte Mitvierziger verläßt sich bei der Zusammenstellung des Equipments auf die selben Auswahlkriterien wie der magersüchtige Knabe, der dieses stupide, stundenlange Treten als Beruf ausüben darf. Am wichtigsten scheint ein krankhaft gestörter Sinn für Farbästhetik zu sein. Während der Rest der westlichen Gesellschaft die 80er Jahre als bekleidungstechnischen Supergau gerade noch mal überstanden hat, hält sich im Radsport diese optische Irritation noch immer als non plus ultra. Neben der rücksichtslosen Kombination von Neonfarben zu atemberaubenden, netzhautablösenden und somit waffenscheinpflichtigen Sehstörungen, fällt ein Umstand besonders auf: in keinem anderen Bereich gilt derjenige als Coolster, der über die Gesamtlänge der Veranstaltung ein rosa T-Shirt tragen darf. Seien wir einmal ehrlich: Wenn eine Gruppe erwachsener Männer den Großteil ihres Lebens dafür opfert, eines Tages dafür bejubelt zu werden, dass sie mit einem rosa T-Shirt bekleidet durch die Lande tingeln, dann läuft verdammt noch mal irgendetwas falsch. Aber nun zum zweiten Punkt.
Aus ergodynamischen Gründen tragen diese Burschen hautenge Klamotten, inklusive einer Radlerhose, die in den 80er Jahren in leicht veränderter Form (Leggings) einen triumphalen Einzug in die Hausfrauenmode hielt. Warum aber - Herr im Himmel steh mir bei! - fühlen sich nun viele schwergewichtige Mitmenschen dazu bemüßigt, der Retro-Fashion zu fröhnen und die Leggings wieder salonfähig zu machen? Da zwängen sich nach 20 Jahren Herr und Frau Österreicher wieder in Teile, die leider ihre Figur bestens betonen. Irgendwie erinnert mich das ja an Ostern. Da werden auch weiße, runde Formen mit einer bunten Farbschicht überzogen. Während die Eier als dekorative Fruchtbarkeitssymbole allgemein Anklang finden, bin ich mir bei meinen radfahrenden Landsleuten nicht so sicher.
Am Schluss muss ich noch eine Sache loswerden, die mir sehr am Herzen liegt: Fahrradhelme sehen scheiße aus. Es ist mir völlig egal, wieviel Sicherheit diese Schaumstoff- und Plastikauswüchse bieten, wenn einem der LKW über die Brust fährt: Tatsache ist, dass sie totally gay sind. Wenn meine 5-jährige Nichte ein Schwammerl auf dem Kopf trägt, ist das ja einzusehen, aber als erwachsener Mensch muss ich mich gegen so einen Wahnsinn wehren. Andererseits passen sie sehr schön ins Gesamtbild: Wer schwarze Leggings zum neongrünen Top trägt, braucht unbedingt noch eine künstliche Beule auf der Birne.
8 Comments:
Ich muss, bei aller Wahrheit aus deinem Munde, doch ein paar klärende Worte los werden. Nicht zuletzt, weil mein Dad passionierter Pedalentreter ist und schon so manchen Dolomitenmarathon mitgefahren ist.
- Die Farben sind gedacht zur Signalwirkung für Autofahrer.
- Der Helm zur Sicherheit.
Also wenn du weiter den Kinder dieser Welt einreden willst, dass sie zugunsten ihrer Coolness ihre Sicherheit vernachlässigen sollen.....weil die gneißen den Satz mit deiner Nichte net....also da kommt glaub ich mein sozialpädagogen gen durch.
- Der mit dem rosa leiberl is nur der 2. coolste. der coolste is der mitn gelben.
Vielleicht muss ich hier wirklich einmal deutlich machen, dass diese Blogeinträge pure Fiktion mit unterscheidlich starkem autobiographischen Einschlag sind. Nichts würde mir blöder vorkommen, als dieses Forum für die Verbreitung echter persönlicher Überzeugungen zu nutzen. Nun zum konkreten Fall: Wenn ich mich als "fashion-conscious" bezeichne, ist das an sich schon eine so absurde Behauptung, dass der Rest gar nicht mehr ernst gemeint sein kann. Ich schlüpfe also in die Rolle einer Person, die alles im Leben nur nach modischen Gesichtspunkten bewertet. Da spielen dann Sicherheit und Gesundheit nur eine untergeordnete Rolle. Aber darin besteht ja genau der Spaß: während man im richtigen Leben als braver Bürger immer politically correct sein muss, kann man in so einem Blog alles über Bord werfen und sich so richtig austoben. Oder erwartet sich jemand, der OBI WAN'S OBSTGARTEN liest irgendwelche ernsten Kommentare zur Lage der Nation? Ich bereue also eher die Einträge, die zu persönlich sind, als diejenigen, in denen ich einfach nur Spaß habe.
Hmmm, ich dachte eigentlich schon, daß du durch deine Blog-Einträge von dir selbst erzählst ... habe ich da etwas nicht verstanden?
Das du net fashion-conscious bist weiß ich eh, aber es klingt trotzdem grad ein bissl nach einer ausrede....;-)
und jetz merk ichs erst - was haben meine t-shirts mit radler trinken zu tun?
Das sieht immer sehr kommunistisch aus. Nehme ich an.
excuse me?
Liebe Kommune!
Eigentlich muss ich vor dir den Hut (oder in diesem Fall den Radhelm) ziehen,denn auf den ersten Kommentar vom Kollegen Schwarz mit einem ernsthaften Statement zu antworten kann nur ein Akt der Nächstenliebe sein! Liebe Blogger und Blogessen! Ihr, die ihr Obi-Wahn doch persönlich kennt solltet doch schon langsam seinen Sarkasmus verstehen. Sollten die Texte aber für manche Leser allzu verwirrend sein, würde ich Obi-Wahn herzlichst bitten, seine Beiträge in Zukunft mit einem kurzen Vermerk wie "ACHTUNG SARKASMUS" oder "FÜR ZARRT BESEITETE LOST ZUSCHAUER NICHT GEEIGNET" zu versehen,um etwaige Unstimmigkeiten zu vermeiden. Fazit:quod licet Jovi,non licet bovi! Grüße aus der Bundeshauptstadt, Balberith
P.S: Vorschlag für kommenden FR: Wolf 359 im Hauptquartier mit DVD, tout au va und/oder Scheidlranch???
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