Montag, 23. Mai 2005

Episode III - Deranged as the Sith

Liebe Jediritter!

"The general opinion of 'Revenge of the Sith' seems to be that it marks a distinct improvement on the last two episodes, 'The Phantom Menace' and 'Attack of the Clones.' True, but only in the same way that dying from natural causes is preferable to crucifixion." (Anthony Lane, The New Yorker, 23 May 2005)

Episode III ist "eine Niere ohne Reh, eine Ente ohne Xylophon, eine Irrfahrt ohne Schnecken". Besser als mit Ernst Jandls Worten ("Prosa aus der Flüstergallerie") lässt sich der Film wohl nicht beschreiben. Es mag ja sein, dass Schorsch "Hau den" Lucas bei diesem Racheakt einige Fehler der ersten beiden Teile vermieden hat, aber seine unverkennbare Handschrift zeigt sich auch jetzt noch in jedem Detail. Vielleicht sollte ich ein paar Beispiele bringen:

Der opening crawl von REVENGE liest sich folgendermaßen:

Episode III
REVENGE OF THE SITH

War! The Republic is crumbling under attacks by the ruthless Sith Lord, Count Dooku. There are heroes on both sides. Evil is everywhere.
In a stunning move, the fiendish droid leader, General Grievous, has swept into the Republic capital and kidnapped Chancellor Palpatine, leader of the Galactic Senate.
As the Separatist Droid Army attempts to flee the besieged capital with their valuable hostage, two Jedi Knights lead a desperate mission to rescue the captive Chancellor....

Vielleicht fehlt mir der Blick für die komplexen semantischen Nuancen dieses Prologs, aber selbst dem linguistischen Laien drängt sich hier der Verdacht auf, dass die Republik ums Überleben kämpft und die Situation ziemlich ausssichtslos ist. Aber weit gefehlt. Die ersten Einstellungen stürzen den Zuseher in ein Chaos optischer Eindrücke, in dem man nur die Silhuetten einiger Großraumschiffe und zahlreiche Explosionen ausmachen kann. Lucas hat jeden Quadratzentimeter mit Animationen zugekleistert, deren Dichte selbst der MTV Generation keine Chance gibt, irgendetwas zu erkennen. Anakin und Obi-Wan sind wie immer die Ruhe selbst. Die "desperate mission" scheint gar nicht so aussichtslos zu sein, da den beiden ohnehin alles gelingt. Das wirklich Unfassbare aber ist, dass Lucas diese Anfangsminuten als Droidenoperette inszeniert. Als Gegengewicht zum traurigen Ende lässt er hier ein paar Roboter herumkasperln, damit der Beginn nicht gleich zu düster wird. Wurde uns die Situation nicht gerade als dramatischer Überlebenskampf beschrieben? Andererseits waren Sklaverei und Tyrannei in Episode I auch halb so schlimm. General Grievous (aka Hustinettenbär) ist für sich genommen durchaus originell, verstärkt aber durch seine Anwesenheit nur den Absurditätsgrad dieser Sequenz.
Seit WARS und EMPIRE hat Lucas zunehmend vergessen, dass Actionszenen (hier: Krieg) erstens ordentlich in die Rahmenhandlung integriert werden müssen, zweitens irgendein Ziel brauchen und drittens mehr Bedeutung gewinnen, wenn echte Menschen (nicht Roboter, Klone, Ewoks, Gungans, Wookies etc.) darin verwickelt sind. Der moderne Begriff "set piece" für eine solche Sequenz drückt das Problem perfekt aus: sie wird wie ein selbständiges Modul einfach in den Film reingeschoben. REVENGE hat zahllose solcher Szenen, die dem Zuseher sagen: "Aufgepasst! Ich sehe verdammt cool aus!" Da möchte man dann gerne antworten: "Natürlich siehst du cool aus, aber du bist es einfach nicht!" Niemand hat den Unterschied zwischen cool und uncool besser herausgearbeitet als die Schwachkopfskis in MATRIX mit den Teilen 1 und 2/3. Lucas steht ihnen da in nichts nach.
Ich könnte mich jetzt noch eine Zeit lang über die Unglaubwürdigkeit einiger Szenen und den fehlenden Fokus in der Erzählweise auslassen, aber im STAR WARS Kontext ist das eher müßig. Jeder fliegt herum und keiner weiß warum. Insgesamt ist der Film trotz allem unterhaltsam, aber letztendlich belanglos. Der große Endkampf ist fetzig inszeniert, verliert aber sofort wieder an impact, wenn dieser verdammte Hebammendroid die Zwillinge auf die Welt bringt. Muss sich die sterbende Amidala wirklich die Kinder von einem grün- und blauäugigen Roboter rausziehen lassen? Diese Einstellung zeigt mehr als alles andere, dass Lucas den Kontakt zum Menschsein völlig verloren hat und nur mehr der steril-klinischen Oberfläche huldigt.

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2 Comments:

At 23. Mai 2005 um 10:41, Anonymous Anonym said...

Zum ersten: Was für ein Comeback von Obi-wan nach der langen dürreperiode! Superman's back in the building!
Zum zweiten: ich glaub ich überleg mir das mit dem anschauen nochmal.

 
At 23. Mai 2005 um 11:46, Anonymous Anonym said...

Vielleicht blogge ich auch noch was über die EPISODE III ... aber Obi-Wan hat, wie immer, völlig recht. "Belanglos" trifft's sehr gut. UND WO BLEIBT DIE NEUE FOLGE DER OFFENBARUNG??

 

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