Freitag, 23. September 2005

Der Kampf gegen die Dummheit

Liebe Jungeltern!

"Der Kampf gegen die Dummheit hat gerade erst begonnen." Mit diesem Slogan warb DIE ZEIT früher einmal um neue Leser. Wer Kinder im schulreifen Alter hat, ist ja durchaus gewillt, den Kampf aufzunehmen. Schließlich will man für seine Bubsis nur das Beste. Da geht man also zum ersten Elterninformationstreffen und wird von der Direktorin, einer Lehrerin der alten Schule, folgendermaßen informiert: "Entweder sie geben die Kinder zu mir, das ist die Frontalklasse, oder zu meiner Kollegin, das ist die Montessori-Gruppe." Wie bitte? Gibt es zwischen Daumenschrauben und "Blowing in the Wind" keine Alternative? Leider kaum. In keinem anderen Schultyp ist die Wachablöse der Lehrergenerationen so dramatisch wie in der Volksschule. In den letzten Jahren sind die letzten der alten Garde in Pension gegangen und durch Junglehrerinnen ersetzt worden, die man in der Pädagogischen Akademie gnadenlos den Schwachsinnigkeiten der 'modernen' Theorien und Methoden aussetzte: partnerschaftlicher Unterricht, Spielecken, freie Zeiteinteilung, großangelegte Projekte etc. Seit die Kindergartenpädagogik den Volksschulsektor erobert hat, sind die drei Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen durch Spielen, Tanzen und Singen ersetzt worden. Man soll mich hier nicht falsch verstehen: Die Schule soll auch Spaß machen und kreative Selbsterfahrung ist sehr wichtig. Aber wenn ein Großteil der Volksschüler, die in die HS oder AHS wechseln, die einfachsten Dinge nicht können, dann läuft irgendetwas falsch.
Die Strickliesl hat uns vor Jahren Qualitätssicherung in der Grundschule versprochen. In Wirklichkeit entwickelt sich das System in eine ganz andere Richtung:
1) Die Mindestanforderungen für guten und ausgezeichneten Erfolg wurden nach unten gesetzt, damit unsere Kinder schlagartig - und statistisch nachweisbar! - klüger werden.
2) Die Zuordnung in Leistungsgruppen an der HS erfolgt nicht mehr nach einer Beobachtungsphase, sondern sofort auf Grund der geschenkten Noten im Abschlusszeugnis der Volksschule. Damit hat man nur mehr Schüler in der ersten Leistungsgruppe und ein paar mit Förderbedarf in der dritten. Die zweite hat sich damit praktisch aufgelöst. Und welcher Lehrer bzw. Direktor wagt es, reihenweise Kinder abzustufen, wenn der Landesschulrat prinzipiell immer den Eltern Recht gibt.
3) Das Sitzenbleiben wurde im Grundschulbereich praktisch abgeschafft und jeder Schüler erreicht automatisch Volksschul- bzw. Hauptschulniveau. Man soll hier nicht vergessen, dass es die Sonderschule de facto nicht mehr gibt und heutzutage Kinder einen Hauptschulabschluss bekommen, die früher in der Sonderschule ärgste Probleme gehabt hätten).
4) Kinder, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, werden ohne ausreichende Förder- und Integrationsmaßnahmen einfach in das System gesteckt.
Das waren jetzt nur die dramatischsten Entwicklungen. Im Detail könnte man die Liste seitenweise fortsetzen.
Man muss die Sache einmal so sehen, wie sie ist: Unsere Regierung ist im Moment dabei, aktiv die Grundschule zu ruinieren. Man wirkt der um sich greifenden Verblödung nicht entgegen, sondern adaptiert das System, um den Anschein zu wahren und die Katastrophe zu verwalten. Wahrscheinlich läuft im Bildungsministerium Xavier Naidoo auf heavy rotation: "Sie liegt am Boden um zu Sterben und ich lass sie sterben denn ich weiß so soll es sein."
Ist der Vorwurf der um sich greifenden Verblödung ein böses Vorurteil der älteren Generation? Nein. Macht einmal folgendes: Setzt euch mit einem x-beliebigen Lehrer um die 50 gemütlich an einem Nachmittag zu einer Tasse Kaffee und lasst euch berichten, was sich in den letzten 30 Jahren im Schulsystem getan hat. Kurz gesagt: Es ging kontinuierlich bergab. Unterrichtsvorbereitungen, die 10 Jahre alt sind, kann man in der heutigen Zeit nur noch kopfschüttelnd als Utopie verwerfen. Vielleicht kann man es so beschreiben: Im Vergleich zu vor 50 Jahren hat sich das Niveau der schwächeren Schüler um genau einen Schultyp verschlechtert. Heute bekommen Leute ein Maturazeugnis, die früher nur einen HS-Abschluss geschafft hätten. Viele Akademiker kommen kaum über das frühere Maturaniveau hinaus. An den Schnittstellen zwischen den Schultypen herrscht Heulen und Zähneknirschen. Das erste Jahr geht, dem jeweiligen Niveau entsprechend, meistens dafür drauf, dass die Schüler aufrecht gehen und bis drei zählen lernen. Natürlich existiert das alte System rudimentär weiter und es gibt noch immer hervorragende Leute. Aber der Virus ist da und die Inkubationszeit bald zu Ende.

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1 Comments:

At 23. September 2005 um 19:45, Anonymous Anonym said...

Lisl dra' di, Lisl dra' di- Lisl hoppsasa, Lisl tralala!!!

 

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