Montag, 17. Oktober 2005

Klassentreffen

Liebe Zurückblickende!

Es ist geschafft! Am Samstag ging mein bereits angekündigtes Klassentreffen aus Anlass unseres 15-jährigen Maturajubiläums über die Bühne. Die Überraschung des Tages: ICH.
Da macht man sich also völlig unbedarft auf den Weg, um seine Klassenkameraden aus längst vergangenen Zeiten wieder zu sehen. Natürlich ist man gespannt, was aus den anderen so geworden ist. Als Mann aus der zweiten oder dritten Reihe unseres früheren Rudels stellt man sich darauf ein, dass man ein paar Stunden geduldig zuhört, was die Schönen und Wichtigen so zu erzählen haben. Als ich pünktlich das Restaurant betrat und auf sechs mir vertraute Personen zusteuerte, erkannte mich Wolfgang zuerst und der Reihe nach drehten sich auch die anderen um. Dann trat das für mich Unerwartete ein: überraschtes, ungläubiges Staunen. Eine Minute lang starrten mich alle an, als ob sie gerade Zeugen einer Marienerscheinung geworden wären. Vor fünf Jahren nahm man bereits zur Kenntnis, dass ich nicht mehr wie am Klassenfoto aussah, aber am Samstag wurde ihnen das Ausmaß der Veränderung wirklich bewußt.
Da fragt man sich also: Ist wirklich alles anders geworden? Vielleicht ist es jetzt an der Zeit Wolfgang, den angesagtesten Philosophen des Computerzeitalters und ehemaligen Banknachbarn, zu Wort kommen zu lassen:

"Ich vergleiche das Leben immer mit einem Korkenzieher oder einer Schraube.
Es geht immer bergauf und bergab aber dabei doch vorwärts. Oder es ist wie ein Computerspiel. Kaum hat man ein Level geschafft, kommt das nächste mit neuen Situationen, stärkeren Gegnern und größeren Rätseln. Aber auch die Waffen, die man so findet, werden besser, die Rüstungen härter und auch die eigenen Skills immer ausgefeilter. Auch die Verbündeten werden mächtiger.
Manchmal wagt man sich dann auf Levels vor, die noch nicht für einen bestimmt sind. Da bekommt man dann gleich von einem Minotaurus oder einem Manticor einen auf den Deckel und ist von solchen Experimenten für immer geheilt."

Ich finde diesen Vergleich genial. Jeder, der sich bei DIABLO oder ähnlichen Spielen auskennt, weiß, dass unter der strahlenden Rüstung, wenn man nämlich sein ganzes Equipment abwirft, immer noch das Männlein aus dem ersten Level steckt, das da ängstlich vor ein paar Skeleton Archers davonlief. Trotzdem verlässt man sich darauf, dass der Panzer stark genug ist und die Skill Points gut investiert sind. Dann schreitet man zuversichtlich aus dem Chaos Sanctuary mitten in die Pandemonium Fortress rein.
In den letzten Jahren habe ich mich tatsächlich in ein paar neue Levels vorgewagt und gewaltig Experience Points gesammelt. Dort laufe ich mittlerweile recht selbstsicher herum. Und dann verschlägt es einen in Gefilde, wo in Sekundenschnelle die Rüstung nichts taugt und die Skill Points alle in der falschen Fertigkeit stecken. Da ereilt einen ganz schnell der Tod. Man muss natürlich noch einmal rein, um sein Equipment aufzusammeln, aber dann läuft man schnurstracks in die andere Richtung.
Bei so einem Klassentreffen ist natürlich nicht mehr möglich, als sich die Ausrüstungsgegenstände der anderen anzusehen - also nur die Oberfläche. Ob die besten Stücke bereits in großen Schlachten verloren gingen, minderwertiges Blech kräftig aufpoliert wurde oder unter dem strahlenden Panzer ein Verwundeter oder Halbtoter steckt - all das weiß man nicht.

2 Comments:

At 19. Oktober 2005 um 11:39, Anonymous Anonym said...

Leider gibt es im richtigen Leben keine Spezialwaffen und Medaillons, die dann "Intelligenz +3" oder "Geschwindigkeit +5" bewirken.

Was mich jetzt eigentlich viel mehr interessiert, ist, wie du zu Schulzeiten ausgesehen hast ... Los! Photo von damals posten! Ich will am Schockmoment teilhaben!

 
At 31. Oktober 2005 um 18:19, Anonymous Anonym said...

Man kann auch trotz so mancher skill points den Fehler machen, und seine Ruestung nach Gebrauch einfach zur Schmutzwaesche werfen... (da lachen die Insider!!!)

 

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