Montag, 12. Dezember 2005

aktiv - reaktiv - radioaktiv

Liebe Krisengeschüttelte!

Heute werde ich mal den Jedimeister raushängen und alle an meiner grenzenlosen Weisheit teilhaben lassen. Im Leben eines jeden Menschen gibt es drei Bereiche: den aktiven, den reaktiven und den radioaktiven. Fangen wir mal mit letzterem an.

In der griechischen Sage schenkte Prometheus (griechisch für: der, der vorausdenkt) den Menschen das Feuer (Sinnbild für Kultur, Zivilisation und Fortschritt), damit sie sich von den Göttern emanzipieren konnten. Zeus wurde natürlich fuchsteufelswild und wollte Rache. Deshalb ließ er in der olympischen Wichtelwerkstatt von Hephaistos, dem Schmied, und den anderen Göttern die schönste Frau der Welt erschaffen, die er dann dem Epimetheus (griechisch für: der, der danach denkt), dem Bruder des Prometheus, zur Frau gab. Diese Pandora hatte eine Büchse als Geschenk mit. Obwohl Prometheus seinen Bruder vor Geschenken des Zeus warnte (er denkt ja auch mit!), machte dieser die Büchse der Pandora auf. Darin befand sich das ganze Übel der Welt, das Epimetheus, der immer erst danach klüger ist, auf die Menschheit losließ. Ich glaube, dass jeder von uns eine Büchse der Padora hat, in der all die Dinge stecken, die überhaupt nicht funktionieren. Da stecken auch die ganzen grundlegenden Fragen drinnen, auf die es keine Antworten gibt.
Aus irgendeinem wahnwitzigen Grund neigen wir dazu, in einer Krisensituation die Büchse aufzumachen, um zu sehen, was sonst noch alles im Arsch ist. Psychohygienisch ist das so, als würde man ein Riesengüllefass aufstellen und eine Handgranate reinwerfen. Da wird dann das Leben wirklich sehr schnell beschissen. Ich nenne diesen Bereich deshalb radioaktiv, weil er dich nicht sofort umbringt, sondern dich langsam vergiftet. Da läuft man normalerweise nämlich nur im Schutzanzug und für kurze Zeit herum, wenn man schon in den giftigen Altlasten herumwühlen will. Also: Hände weg vom Güllefass!
Jetzt können wir uns der nächsten Frage zuwenden: Wo kommt die Krise denn her? Diese kommt immer aus dem reaktiven Bereich. Dort finden sich all die Dinge, die wir (scheinbar) nicht beeinflussen können und auf die wir eben nur reagieren können. Kritisch wird es immer dann, wenn das Leben nur mehr aus Reaktionen besteht. Dabei ist es völlig egal, ob die momentan schwierige Situation vom Schicksal/Gott vorgesehen wurde oder aus eigenem Verschulden entstand. Da wären wir wieder bei den ganz großen Fragen, die in der Krisensituation ganz schlecht sind. Man steht also wie ein gelähmter Boxer im Ring, der sich gerade noch auf den Beinen halten kann und ständig vom Leben eins auf die Fresse bekommt. Wie kriegt der arme Boxer seine Beweglichkeit zurück oder wenigstens die Arme hoch, damit ein Schutz da ist, wenn man schon nicht dem Schlag ausweichen kann?
Beweglichkeit und Kontrolle sind im aktiven Bereich zu finden. Dieser ist in der Krisensituation auf ein Minimum zusammengeschrumpft oder nicht mehr existent. Der erste Schritt zur Besserung ist also weder der Gang zum Güllefass noch die Krisenursachenforschung: dafür hat man nachher Zeit, wenn es einem wieder besser geht. Entscheidend ist, dass man sich irgendeinen kleinen Bereich hernimmt, der nicht einmal etwas mit der schwierigen Situation an sich zu tun haben muss, und diesen aktiv zu kontrollieren beginnt. Zum Beispiel: Ich gehe jetzt jeden Tag vor Mitternacht ins Bett und stehe spätestens um 8 Uhr auf. Abends lese ich zwei Stunden und erst dann schalte ich den Computer ein. Etc. Dann nimmt man sich einen Teilaspekt aus dem reaktiven Bereich vor und sagt sich: Okay, wenn ich schon dieses und jenes tun muss, dann wenigstens zu meinen Bedingungen. Wenn ich schon für mein Geld arbeiten muss, dann suche ich mir den Job selbst aus. Wenn ich schon eine große Prüfung ablegen muss, dann lege ich fest, wann, wo und wie ich dafür lerne. Wenn meine Familie so und so tickt, dann habe ich in diesem System trotzdem einen gewissen Handlungsspielraum. Man kann das alles auch mit dem Film MATRIX erklären: Wenn ich schon in die Matrix rein muss, dann bestimme immer noch ich wo und wie ich reingehe und wieder rauskomme. Some rules can be bent, others can be broken. Wie man weiß, kommt es ja gerade nicht auf die Faktoren an, die oberflächlich so wichtig scheinen: "Do you think my being faster or stronger has anything to do with my muscles in this place?" Es ist eine reine Frage der Einstellung.
Wenn das alles jetzt zu banal war, dann kann ich auch nichts machen.

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1 Comments:

At 15. Dezember 2005 um 11:43, Anonymous Anonym said...

Hm, ob es Probleme löst, wenn man vor 12 ins Bett geht?

 

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