Mittwoch, 4. Mai 2005

Kaffeeautomat

Liebe Freunde der schwarzen Bohne!

45 Cent kostet ein Kaffee aus dem Automaten. Das klingt nach nicht viel, ist aber in Retrogeld 6,15 Schilling und summiert sich trotzdem im Laufe einer Woche. Ich persönlich trinke ja lieber Earl Grey Royal aus Demmers Teehaus in Wien. Auf der Packung steht da geschrieben: "Erstklassiger Ceylon-Tee mit Bergamotte-Aroma und Jasminblüten. Die Krönung aller Earl Greys". Das ist zwar gelogen, aber ich bin trotzdem süchtig nach dem Zeug.
Da Jean Luc Picard auf der Enterprise auch nur Earl Grey zu sich nahm / nehmen wird (Star Wars spielt wenigstens "vor langer, langer Zeit", aber Star Trek ist gleichzeitig Vergangenheit und Zukunft. Für leidige zeitbezogene Debatten verweise ich hier lieber auf das Föderationsbüro für Temporale Investigation.), kann sich mein Geschmacksempfinden nicht fundamental irren. Sind dem guten Jean Luc durch den überzogenen Teekonsum eigentlich die Haare ausgefallen? Ich fürchte ich steuere mit diesem Blogeintrag auf eine klassische Themenverfehlung hin. Von Kaffee zu Tee zu Star Trek. Also zurück zum Anfang. Wie bei allen guten Drogen, wird auch hier nur in Gramm gedealt. 100 Gramm Earl Grey kosten 5 Euro. Wenn man sich von Twinings 50 Teebeutel zu je 2 Gramm kauft, zahlt man für dieselbe Menge mehr, dafür schmeckt der Tee schrecklich (disgusting, isn't it?). Apropos "disgusting": Ging's vor langer Zeit nicht mal um Automatenkaffee?
Ich hatte ja schon ein paar Mal das Vergnügen, den Kaffeeautomaten von innen bestaunen zu dürfen. Am ehesten sieht das wie das androide Innenleben von Bishop in den Alienfilmen aus: klebrige Plastikschläuche, durch die sich zähflüssige Brühen quälen. Oben ein paar Behälter mit Pulvermischungen, unten ein schwarzer Kübel, in dem alles zusammenläuft, das nicht den Weg in die kleinen Plastikbecher findet. Wie würde dieses Gebräu wohl schmecken? Wenn man nach der großen Party frühmorgens die Bar abschreitet, in ein leeres Glas ohne lange herumzufackeln alle Getränkereste kippt und sich mit Todesverachtung die Suppe reintrichtert, dann erlebt man vermutlich die selbe geschmackliche Explosion, eine Gaumenfreude, an die sich auch der Magen bis zu seinem Austritt erinnern wird.
Was die meisten Studenten natürlich nicht wissen ist, dass jeder Mitarbeiter mit Dienstantritt die geheimen Zahlenkombinationen für den Automaten erfährt. Während man als Assistent noch billigen Dallmayr Prodomo schlürfen muss, trinken die Professoren nur mehr handgepflückte kolumbianische Hochlandspezialmischungen. Damit sich die Fachbereiche dieses Service leisten können, werden die Studenten mit selbstgemachtem Kaffeepulver aus den NaWi-Labors vergiftet, für die sie auch noch heftig Geld einwerfen müssen. Damit das akademische Fussvolk nicht rebelliert, mischt man zur Sicherheit noch ein paar Tranquilizers rein. Das ist natürlich alles streng vertraulich und muss unter uns bleiben.

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4 Comments:

At 4. Mai 2005 um 19:02, Anonymous Anonym said...

Lieber Obi-Wan!

Auch wenn ich es persönlich für eine schlechte Idee halte das Fußvolk über die Konsistenz seiner Drogen zu informieren, sei hier erwähnt, dass auch Obi Wan selbst früher "Schleim Schön" und "Kotz gut" Mischungen von Teekanne zu sich nahm. Demmers Teehaus, Earl Grey Royal etc.- hätte ich dich nicht zur guten Seite des Tees bekehrt würdest du weiterhin Kräuterteemischungen verfeinern und Darjeeling für einen Charakter bei den Hoax halten.
MFG, dein Teeguru
P.S: Brauchst Nachschub?

 
At 4. Mai 2005 um 20:03, Anonymous Anonym said...

Das ist ja gar nichts. Hin und wieder kommt es ja auch vor, daß das Pulver alle ist, dann läuft nur eine trübe, irgendwie grau aussehende Brühe in den Becher. Schlonz! Der Automat scheint ja auch des Öfteren auszuwürfeln, wieviel Kakao herauslaufen soll, so daß mitunter der Becher nur halb gefüllt (aber dafür doppelt so "stark") wird. Schlotzki! Übrigens: Ich mag nicht kleinlich erscheinen, aber "das Service" bezeichnet eine Zusammenstellung von Besteck und Geschirr, während "der Service" eine Dienstleistung benennt. Schahaha!

 
At 4. Mai 2005 um 20:42, Anonymous Anonym said...

Lieber Balberith!

Natürlich schmücke ich mich hier mit fremden Vögeln und ich bin untröstlich, dass ich meinem Teeguru nicht die Aufwartung machte, die ihm von rechts und links wegen gebührt hätte. Ich brauche im Moment keinen Nachschub, da ich endlich die Vorräte aubrauchen will, unter denen sich leider ein geschenkter Orangenschwarztee befindet, den ich wahrscheinlich nie runterwürgen werde können.

Lieber Kollege Genzel!

Im deutschen Deutsch mag das Service nur ein Geschirrset bezeichnen, aber das österreichische Wörterbuch (und übrigens auch der Duden in Form einer akzeptierten Ausnahme) gibt mir (zu meiner eigenen Überraschung!) recht. Und als österreichischer Anglist, der Deutsch mühsam als erste Fremdsprache erlernte und Englisch sowieso (ohnehin) viel lieber hat, darf ich auch "im Vornamen" statt "mit Vornamen" und "die Jacken" (Singular) sagen.

 
At 5. Mai 2005 um 11:53, Anonymous Anonym said...

Ich mag Leute nicht, die wo die Sprache malträtieren.

 

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