Sonntag, 5. Juni 2005

Nordic Walking

Liebe Powerwalker!

Vielleicht sollte ich mit zwei Zeilen aus "Da draußen" von Fettes Brot beginnen:

Ich bin der letzte der geht, wenn alle anderen walken
Bin der letzte der spricht, wenn alle anderen talken.

Früher gingen die Leute halt mit ihrem Hund spazieren, heute walken sie mit poles die über interchangeable spike tips, pads und grip systems verfügen. Daneben gibt es natürlich auch eigene nordic walking bags für die poles, holders für die pads, gloves, trainers, socks, outer- und underwear, belts (an denen man dann die holders für die interchangeable pads befestigen kann), headbands, Hotels mit eigenen tracks, Vereine, eigens trainierte Blindenhunde und eine Selbsthilfesgruppe der Anonymen Nordic Walker.
Tritt man heutzutage vor die Tür, schleicht garantiert wieder so ein Rudel Vogelscheuchen durchs Gemüse. Dabei lässt man sich aber von der Sportartikelindustrie und den Medien nicht für dumm verkaufen: Anstatt heftig Kohle für teure poles und outerwear locker zu machen, nimmt man lieber die Langlaufstecken, die man damals kaufte als der Befehl kam über winterliche Wiesen zu rutschten, und die Laufsachen, die man anschaffte, als die Aufforderung kam mit Pulsmesser bewaffnet durch die Vegetation zu trotten. So viel kritische Distanz zum Fernsehen hat man sich dann doch noch bewahrt.
Wenigstens kann man jetzt wieder den natürlichen Bewegungsablauf gut gebrauchen, den man sich damals beim Workout mit dem Elipsen-Trainer zulegte. Da konnte man zwar erst wieder nach einer Physiotherapie normal gehen, aber der Mensch passt sich schon mal gerne der Maschine an. Genau so am Laufband: Die Maschine lenkt, der Mensch denkt an etwas anderes. Es wäre ja noch schöner, wenn man auch noch bei der Sache wäre. Während sich die Beine stundenlang unten am selben Fleck abstrampeln, sieht der Kopf oben fern oder liest ein Magazin. Das kontrollierte Environment im Studio und das Gummiband des Hometrainers sind doch viel gesünder als frische Luft und Waldboden. Das haben wir damals doch alle geglaubt. Aber jetzt sind wir nicht mehr so blöd: Wir schrauben uns die Waldboden-Pads auf die poles, ziehen die Waldbodenlaufschuhe und die bequeme Waldlaufjacke an und hampeln entspannt den schönen Waldweg entlang. Da fühlt man sich dann so richtig frei.

1 Comments:

At 6. Juni 2005 um 09:23, Anonymous Anonym said...

"Powerwalking" ist ja an und für sich nichts anderes als Spazierengehen mit geballten Fäusten. Ich habe das Konzept adaptiert und betreibe gerne "Powersleeping" (beim Schlafen die Fäuste ballen), und der Erfolg gibt mir recht: Seit Jahren kein Pfund zugenommen. Es ist so einfach!

 

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