Donnerstag, 22. Dezember 2005

Ein Blick sagt mehr als tausend Worte

Liebe Kommunikationswissenschaftler!

In letzter Zeit beschäftigt mich wieder ein Phänomen, das sicherlich jeder von euch zur Genüge kennt. Am ehesten lässt es sich mit einem Cliffhanger in einer Fernsehserie vergleichen: Die Handlung verläuft in eine ganz bestimmte Richtung und plötzlich dreht ein Blick, eine Geste, ein Satz, ein flüchtiger Moment alles um und man sitzt mit offenem Mund vor der Glotze und denkt sich: Scheiße, was ist jetzt gerade passiert?
Genau das gibt es im richtigen Leben auch. Nichtsahnend plaudert man fröhlich vor sich hin, verzapft seine üblichen Geschichten ... - und plötzlich wird man stutzig. Nach dem Tschüss und dem schönen Wochenende kam noch ein weiterer Satz, den man nicht genau verstand, irgendwie dahingemurmelt, so als würde er schwer über die Lippen kommen. Irgendetwas mit schön und die Zeit nett verbracht. Und während man noch nachdenkt, dreht sie sich nochmals um, zögert ein wenig und geht. War das jetzt ...? Habe ich ...? Wie ...?
Man zweifelt ja sofort daran, dass da gerade etwas Außergewöhnliches passiert ist, auch wenn man genau weiß, dass dem so ist. Und dieser eine Augenblick läßt plötzlich alles in einem völlig anderen Licht erscheinen. Dabei war es doch nur ein flüchtiger Moment, aller Wahrscheinlichkeit nach völlig falsch interpretiert. Und trotzdem läuft der Prozessor auf Hochtouren. Ein ganzes Wochenende lang. Es war ja auch bei aller Unklarheit ziemlich deutlich, dass da womöglich irgendwie doch, wenn man es sich genau überlegt ...
Und irgendwie steht die Sache dann immer im Raum. Kann man da einfach hinlatschen und nachfragen: "Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, als du damals ... du weißt schon ... "Tschüss" gesagt hast?" Genau, das klingt sehr überzeugend. Und dann unterhält man sich stundenlang mit einem Bekannten genau über diese Sache. Was nonverbal in drei Sekunden über die Bühne ging wird dann plötzlich zur großen Spekulation. Wenn man einmal genau aufpasst, drehen sich sehr viele Gespräche darum, was irgendjemand gesagt, angedeutet oder getan hat. Das Gespräch wird zum Analyseinstrument für Signale, die jemand aussendet. Metakommunikation am laufenden Band. I saw the sign and it opened up my eyes? Not quite. Wenn man es sich recht überlegt, bleibt vieles unausgesprochen. Whereof I cannot speak, thereof I must be silent.

Labels:

1 Comments:

At 29. Dezember 2005 um 14:22, Anonymous Anonym said...

Das ist wieder mal einer von den Einträgen, wo ein kleines bißchen mehr an konkreter Information es wesentlich erleichtert hätte, zu verstehen, was überhaupt der Punkt ist.

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home