Montag, 30. Jänner 2006

Im Supermarkt

Episode I: Der Wecker

Letzten Freitag fiel mir zufällig ein Flyer des Zielpunkt-Supermarktes in die Hände, in dem mein absoluter Traumwecker angepriesen wurde. Also eilte ich tags darauf in diesen Hofer für leicht gehobene Ansprüche und sah ihn mir aus der Nähe an. In Wahrheit war der Wecker noch wunderbarer als es die Werbung erwarten ließ. Chinesische Qualitätsarbeit vom Feinsten, rumänischer Großhändler und dann noch zwei Jahre Garantie - da konnte wirklich nichts mehr schief gehen. Dieses Wunderwerk der Technik zeigt nicht nur funkferngesteuert die Zeit, sondern auch noch das Datum, die Raumtemperatur und die Mondphasen an. Bei den Sonderfunktionen kommen da noch Fieberthermometer, Funkgerät und Geigerzähler hinzu. Praktisch ein Schweizer Armeewecker. Das alles plus zwei Batterien um schlappe 9,99 Euro. Das Ding musste also her. Da man angeblich Dinge herschenken sollte, an denen einem selber etwas liegt, landete der Wecker schlussendlich als Geburtstagsgeschenk bei Kollegin Elisabeth.

Episode II: Arbeiten Sie hier?

Auf dem Weg zur Kassa blieb ich kurz beim Weinregal stehen, um zu sehen, für welchen Fusel auch das kleine Geldbörsel noch reicht. Da trat plötzlich eine ältere Dame an mich heran und fragte, ob ich Zielpunktmitarbeiter sei. Das gab mir natürlich zu denken. Ich blickte kurz an mir runter: schwarze Winterjacke, braune Weste, blaue Jeans, Halbschuhe. Trugen die Angestellten nicht orange Poloshirts? Vielleicht verriet mich mein Dreitagebart als Regaleinräumer. Oder mein interessierter Blick auf die Ein-Euro-Weine - einerseits rein beruflich (Muss ich da noch nachschlichten?) oder auch die Abendunterhaltung betreffend (Mit welchem Verschnitt aus EU-Weinen schieße ich mich heute noch ins Nirwana?). Jedenfalls verneinte ich sehr höflich ihre Anfrage und ging zur Kassa um beim Kollegen zu zahlen.

Episode III: Der Taschenrechner

Wenn man neben einer der größten Hauptschulen der Stadt wohnt und in der BILLA-Filiale seine Einkäufe tätigt, in der sich auch die lieben Kleinen verpflegen, so kann man relativ unbemerkt die Hoffnungsträger Österreichs aus der Nähe studieren. Besonders beeindruckend fand ich, wie schon alleine die Aufmachung Durchhaltevermögen und Präzisionsarbeit signalisierte. Das eine Mädchen - nennen wir sie Jaqueline - war offenbar metabolistisch auf Kohlehydrate spezialisiert. Ihre Jeans hatte sie sicherheitshalber zwei Nummern kleiner genommen. Alleine die Ausdauer, die vonnöten war, am Morgen mit diesem Teil eine so enge Beziehung einzugehen! Da könnten selbst Latex-Fetischisten noch so einiges lernen! Um ihre ausdruckslosen Augen besonders hervorzuheben, hatte sie diese schwarz umrandet, was der guten Frau natürlich einiges an Fingerfertigkeit abverlangt hatte. Alles Schlüsselqualifikationen für die ganz große Karriere! Jedenfalls stellte sich Jaqueline mit ihren zwei Freundinnen Dominique und Desiree bei der Wursttheke ihres Vertrauens an und erwarb eine Semmel samt dünn geschnittener Tierleichen. Das machte 1,38 Euro. Diese Semmel teilten sie anschließend durch drei, was zu folgender mathematisch komplexen Rätselaufgabe führte: Wieviel Geld mussten Dominique und Desiree Jaqueline bezahlen, wenn sie die Kosten der Wurstsemmel drittelten? Da soll noch einer behaupten, dass der Matheunterricht nicht praxisnah wäre! Die Lösung des Problems ließ auch nicht lange auf sich warten: "Wasd wos: Mir gem da 's Göd in da Schui, wei do hauma an Doschnrechna." Ganz schön clever die Kleinen!!

1 Comments:

At 1. Februar 2006 um 11:36, Anonymous Anonym said...

Den Wecker hättest du ruhig behalten können und Köni--, äh, Kollegin Elisabeth einfach nur davon erzählen sollen: Schließlich ist es der Gedanke, der zählt.

Von mir glaubt man ja auch in jedem zweiten Plattenladen, ich würde dort arbeiten - was auch daran liegen könnte, daß ich mitunter besser über das Sortiment Bescheid weiß als die Verkäufer. Dir Schnapsdrossel passiert das halt in der Weinabteilung, hihi.

 

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