Dienstag, 16. Mai 2006

Total Banal

Dear sophisticated ones!

In gewisser Weise ist das Leben ein steter Kampf gegen die eigene Banalität. Mühsam peppt man seine dürftigen Erlebnisse mit gschichtldruckerischem Eifer auf, um die einzige nennenswerte Anekdote der letzten zwei Wochen vor der totalen Belanglosigkeit zu retten. Während die Massenmedien und Kommunikationsmittel munter unsere Freizeit kolonisieren, werden die Inhalte immer dürftiger. Muss ich tatsächlich immer und überall etwas zu sagen haben oder gibt es so etwas wie ein Recht auf Schweigen oder zumindest auf keine eigene Meinung?
Da trifft man frühmorgens einen Bekannten im Bus und fühlt sich plötzlich gezwungen die 10 Minuten bis zur Ausstiegshaltestelle mit Geräusch zu füllen - irgendwelche an den Haaren herbeigezogene Belanglosigkeiten, die einem nur nach jahrelangem Smalltalktraining mit einiger Leichtigkeit über die Lippen kommen. Muss ein Tag tatsächlich auf so grauenhafte Weise beginnen?
Aus unerfindlichen Gründen vermutet jeder, dass das Leben der anderen viel aufregender oder zumindest abwechslungsreicher ist als das eigene. Erkundigt man sich aber am Montag, was denn im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis am Wochenende so los war, dann wird man auf sehr angenehme Weise desillusioniert: die sind alle so stinklangweilig wie man selbst - Wäsche waschen, Bügelfernsehen, Kuchen essen bei den Eltern, etc. Oft reicht schon eine Minute, um die Essenz aus zwei Tagen Lebenszeit in vollem Umfang auszubreiten.
Ist unser Leben wirklich so banal? Machen wir irgendetwas falsch? Sind die Ansprüche viel zu hoch?

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Donnerstag, 4. Mai 2006

Patriot Park

Liebe Patrioten!

Letztes Jahr hatte ich die einmalige Gelegenheit, am 20. August, dem ungarischen Nationalfeiertag, den Ópusztaszeri Nemzeti Történeti Emlékpark (Nationaler Historischer Gedenkpark bei Ópusztaszer) zu besuchen.




Dort haben die Ungarn monumentale Gedenkstätten für die Schlüsselereignisse ihrer Geschichte errichtet, allen voran die Eroberung des heutigen Ungarns durch Großfürst Árpád und die sieben geeinten Magyarenstämme im Jahre 896. Dieses historische Ereignis wurde mit viel Fantasie in einem sogenannten Diorama zum Leben erweckt, das einen 360 Grad Rundblick auf das Schlachtfeld zulässt. Im Vordergrund ist die Szene nachgebaut und geht allmählich in ein Gemälde über.
Hier sieht man den triumphierenden Árpád und die sieben Stammesführer:



Als patriotischem Österreicher wurde mir natürlich sofort bewusst, dass wir eine solche Gedenkstätte schmerzlich vermissen. Lässt beim Ungarn der Nationalstolz plötzlich nach (weil zum Beispiel EU Firmen das ganze Land aufgekauft haben und fast nichts mehr in ungarischer Hand ist), setzt er sich einfach ins Auto und fährt in seinen patriot park, wo er mit Stolz geschwellter Brust die martialischen Taten seiner Urahnen bewundern kann und wieder mit Zuversicht in die Zukunft blickt. Wohin fährt der Österreicher, wenn er plötzlich seinen Glauben an die große Alpennation verliert?

Deshalb plädiere ich hier inständig für einen Nationalösterreichischen Historischen Patriotenpark, in dem die verirrten Schafe - diese verwirrten Linksliberalen und Globalisierungsbefürworter - wieder zu den alten Werten zurückfinden, die unsere Nation so groß gemacht haben. Ich habe natürlich auch schon einige Ideen für die Attraktionen:

1)Das Wunder von Córdoba: Am 21. Juni 1978 besiegte die österreichische Nationalmannschaft den amtierenden Weltmeister Deutschland mit einem 3:2 bei der Fussballweltmeisterschaft in Argentinien.
Da bauen wir einfach das ganze Stadion nach und spielen Edi Fingers Kommentar bis zum krönenden Abschluss ein: "I wer' narrisch!"

2) Die Hans "Die Wahrheit" Dichand Gedenkstätte: Der frühere KRONE Herausgeber und große Humanist bekommt eine überdimensionale Statue in Anerkennung seiner jahrzehntelangen Volksaufklärung.

3) Seemacht Österreich: Im gigantischen Admiral Tegetthoff Amphitheater werden täglich die größten Siege der österreichischen Marine live nachgespielt.

4) Museum der Völkerverständigung: Diese berührende Dokumentation ist den Auslandsreisen Karl Moiks und seines Musikantenstadls gewidmet. In einem in Originalgröße nachgebauten Stadl können hier palästinensische, jüdische, amerikanische, chinesische, iranische etc. Gäste zu den Klängen der Zipfelberger Holzknechtbuam in trauter Einigkeit dahinschunkeln.

5) Christl Stürmer Stadion: Nach der Vorgruppe Austria 3 ("I am from Austria") tritt hier jeden Tag unsere Christl auf und stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass man für deutschsprachigen Rock nicht der Sprache mächtig sein muss.

6) The Austrian Dream: Dieses Pantheon der Helden präsentiert all jene Österreicher, die trotz geistiger Unauffälligkeit kometenhaft in der Gunst des Publikums aufstiegen und sich einen fixen Platz in der österreichischen Adabeiszene sicherten: Toni Polster, Andi Goldberger, Christl Stürmer, Mausi Lugner, Dagmar Koller, etc.

7) Der Mateschitz Tempel: Hier kann die größte Glaubensgemeinschaft Österreichs ihren Gott anbeten und ihm Opfergaben darbringen. Mateschitz wird auch von Alchemisten als Großmeister verehrt, weil er nachweislich Scheisse in Gold verwandeln kann.

8) Gaudeamus Igitur: Ein stilvoller Ratsherrenkeller dient den schlagenden Verbindungen als Präsentationsraum, um unsere traditionellen österreichischen Werte der no future generation näher zu bringen: Toleranz, Mitmenschlichkeit, Gastfreundschaft, Gemütlichkeit, Mäßigung, etc.

9) Österreich ist drei!: Diese von Drei und Ö3 gesponserte Ausstellung über den österreichischen Staatsvertrag widmet sich insbesondere der Meinungs- und Pressefreiheit in diesem Land.

10) Die Schnitzeljagd: Hier erlebt der Besucher eine aufregende Entdeckungsreise in die faszinierende Welt der Fleischhauerei. Täglich finden live Schlachtungen und BBQs statt. Kinder dürfen selbst Blunzn und Fleischlaberl mit den Händen formen und anschließend verspeisen.

Wer noch weitere Vorschläge für den Austrian Patriot Park hat, möge sie im Kommentarteil deponieren. Vielen Dank für die Mithilfe.

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