Mittwoch, 27. April 2005

Als Nordberg "I love you" sagte ...

Liebe Sprachästheten!

Was ist an diesen Sätzen dran, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen? Gibt es in Analogie zum musikalischen auch einen verbalen Ohrwurm? Dabei reimen sich viele dieser Dinge gar nicht und ergeben auch nicht mächtig viel Sinn:

Das Radio lügt.
Er muss es wissen, denn er ist schon vielen gefolgt.
Ich wollte eigentlich nur noch einen Becher Schlummifix trinken und dann ins Bett gehen, aber der Abend sollte erst so richtig beginnen.
There are no stupid questions, just stupid people.
There is a time and a place for everything. And it's called college.
He's a few fries short of a Happy Meal.
Diese Schicht wartet hart auf ihr Geld.
Wir müssen den Frauen wieder den ungeschminkten Zugang zu den Kraftfahrzeugen ermöglichen.
Die Lunten werden kürzer.
Fortune vomits on my eiderdown once more.
It is a triumph of stupidity over common sense.
Eine Furgeson sagst du?
Ich habe nicht viel vom Leben erwartet und Gott weiß ich hab es bekommen.
Der Kult des Häßlichen ist die Schwarze Magie der Moderne.
Der Kampf gegen die Dummheit hat gerade erst begonnen.
Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.
Your madness ends here, betrayer!
Euer Denken gleicht dem meinen.
En Taro Adun, Executor.

Labels:

Dienstag, 26. April 2005

Awesome

Hi there!

My name's Cindy and this is like the first time I write stuff about myself ever. Ms Podlovski says express yourself to get in touch with what's really inside you and I figure she's totally right. So here we go.
There's this guy in grad school and he was like wouldn't it be awesome if we had our own blogs n' stuff n' write all these things that no one ever understands except for us like our little secret or something. This guy was totally freakin me out but I played it cool and was like yeah, why not, go ahead. He totally went for it and started like writing this thing about me. My friend Mindy called me like the other day and said check out this weird thing that dude's writing about you. And I just thought this is so what I don't need right now. So I read the stuff and I was like oh my God how can he do this to me? Mindy was like telling it all over school and I was like can't I just disappear and have these freaks laugh about someone else for a change. I am so totally frustrated about the whole thing that I don't know who I can talk to. Ms Podlovski's right that it helps writing it all up and getting a clear head. I'm just so angry and hurt. Why wasn't I like fuck off asshole like everyone else is? Mindy says he's asking like people in school about me and trying to get my phone number. Oh my God! What if he rings me up n' stuff? I like have to talk to him in the cafeteria where there's people and tell him to forget the whole thing and leave me alone or I call the police or something. But then everyone's like staring at us and Mindy's sitting there with the other guys like finding it all so funny. Why's this happening to me? I'm freakin out if I go on like this. Please, God, make it all go away.

Sonntag, 24. April 2005

One Art

Liebe Intellektuelle!

Nach meinem vorgestrigen Absturz in die Tiefen der seichten Unterhaltung, muss ich mit diesem Eintrag eine Kehrtwende vollführen und zur Reinheit der schönen Künste zurückkehren. Deshalb wird es jetzt ganz seriös und vergeistigt werden. Als Rettungsanker in meiner popkulturellen Not hilft mir dabei eines meiner absoluten Lieblingsgedichte: Elizabeth Bishop's "One Art".

One Art

The art of losing isn't hard to master;
so many things seem filled with the intent
to be lost that their loss is no disaster.

Lose something every day. Accept the fluster
of lost door keys, the hour badly spent.
The art of losing isn't hard to master.

Then practice losing farther, losing faster:
places, and names, and where it was you meant
to travel. None of these will bring disaster.

I lost my mother's watch. And look! my last, or
next-to-last, of three loved houses went.
The art of losing isn't hard to master.

I lost two cities, lovely ones. And, vaster,
some realms I owned, two rivers, a continent.
I miss them, but it wasn't a disaster.

-Even losing you (the joking voice, a gesture
I love) I shan't have lied. It's evident
the art of losing's not too hard to master
though it may look like (Write it!) like disaster.

Hier wird eine der schwierigsten Gedichtformen (Villanelle) auf erstaunliche Weise zum Leben erweckt. Während traditionell die erste und dritte Zeile dreimal unverändert wiederholt werden, schafft Bishop mit den leichten Variationen und einem ständig wechselnden Kontext eine Dynamik, die in jeder Strophe dem zentralen Satz "The art of losing isn't hard to master" eine neue Bedeutungsdimension eröffnet. Die Gewissheit des ersten Aussagesatzes, der wie ein in Stein gemeißeltes Gesetz erscheint, wird durch die zahllosen Gegenbeispiele zunehmend untergraben, bis der Verlust der großen Liebe bei bestem Willen nicht mehr als "not too hard to master" angesehen werden kann und mit "Write it!" eine Selbstermahnung erfordert. Während in den ersten drei Strophen die anfängliche Idee durchgehalten wird (wenn auch mit selbstironischen Zügen), schleichen sich danach Aussagen ein, die dieser klar widersprechen. "I miss them" zeigt mehr als deutlich, dass der Verlust ihrer Heimat (örtlich und geistig) noch immer nicht verkraftet ist. Mit der letzten Strophe werden die beiden zentralen Lügen des Textes entlarvt: Es handelt sich bei den verschiedenen Arten des Verlustes nicht um nur eine Sache und nichts ist schwerer in einem Menschenleben als mit Verlust umzugehen. "Art" ist eben eine Kunst, etwas Künstliches, und wird den Bedürfnissen des Menschen nicht gerecht. Man legt sich Strategien zurecht, wie man mit Situationen umzugehen gedenkt, aber im Endeffekt wird man von seinen Gefühlen in die Knie gezwungen (siehe letzte Strophe) und muss die selbe schmerzliche Sache immer wieder durchstehen. Das ist jedenfalls meine Erklärung und der Grund, warum ich dieses Gedicht sehr schätze.

Freitag, 22. April 2005

Schwule Enten

Liebe Tierfreunde!

Wie ja die meisten von euch nicht wissen, war ich in meinem früheren Leben Biologielehrer an einer Hauptschule. Damals war ich die allwissende Müllhalde, was die Geheimnisse der Natur anging, und hätte locker bei "Wetten dass…?" mit verbundenen Augen 50 Froscharten am Geschmack erkennen können. Andererseits kann das jeder französische Grundschüler, was meine außerordentlichen Fähigkeiten in einem völlig falschen Licht erscheinen lässt. Vielleicht sollte ich deshalb noch erwähnen, dass ich mit verbundenen Beinen und am Kopf sitzend den Brunftschrei von 27 Streifenhorngrunzermännchen an der Farbe ihres Urins erkennen konnte. Aber nun genug der Angeberei.
Ich ging also heute Nachmittag nach Hause und ließ in alter Biologielehrermanier den Blick von der stark befahrenen Straße auf den Bach schweifen, der entlang des Weges verläuft. Dort erblickte ich zu meinem Erstaunen einen Erpel (wie die männliche Ente fachsprachlich heißt), der einen anderen Enterich zumindest sexuell belästigte. Es wird ja immer viel von Zivilcourage geredet, aber in der konkreten Situation schreitet meist niemand ein. Dann dachte ich mir, dass es vielleicht einfach nur zwei schwule Enten sind, von denen einer "hard to get" spielte. Schließlich war ich aber überzeugt, dass nach der ganzen feministischen Transgenderheteroschwulenhalbehalbedebatte die Enten vielleicht auch nicht mehr wissen, was und wer sie eigentlich sind. Deshalb taufte ich den einen Erpel Orlando und ging weiter.

Jetzt werden natürlich die Legolandfans unter euch aufschreien. Dabei meine ich ja gar nicht Orlando Bloom, sondern die Hauptfigur aus Virginia Woolfs gleichnamigem Roman. Ich will ja hier keine geschmacklosen Schwulenwitze über Orlando Bloom reißen. Ich kann ja nichts dafür, dass seine Eltern ihm diesen programmatischen Vornamen gegeben haben und ich in Troja die halbe Zeit nicht wusste, wer von den beiden jetzt die schöne Helena ist.

Um noch mal ganz politically correct zu werden, oute ich mich selbst gleich noch als schwule Ente. Als 1986 "Howard the Duck" im Kino lief, waren alle in die für damalige Verhältnisse superscharfe Lea Thompson verliebt. Ich hingegen fuhr total auf Howard ab. Vielleicht sollte ich ja noch einen Blog für schwule Enten anfangen: Der Ententeich (www.schwuleenten.blogspot.com). Da berichte ich dann über mein Coming Out und sende jeden Tag mit der Webcam eine Stunde live "Gay Ducks Television" vom Bach vor meinem Haus.



You rock my world, Howie!



Ja, Baby, du bist scharf!

Donnerstag, 21. April 2005

Idioglossie

Liebe Linguisten!

Hier ist einmal ein Wort from across the great divide, also aus eurer Hälfte der Anglistik. Darf ich mal eine provokante Frage stellen: Was hat Sprachwissenschaft eigentlich mit Geistes- und Kulturwissenschaft zu tun? Meiner Meinung gehören die Linguisten, je nach Ausrichtung, zu den Natur-, Gesellschafts- oder Computerwissenschaften. Aber nun zurück zum eigentlichen Thema.

Idioglossie hat im wesentlichen drei Bedeutungen:
1) eine Privatsprache, die manche Kinder und zahlreiche Zwillingspärchen entwickeln und die nur sie selbst verstehen
2) eine sprachliche Störung, die Patienten Sprache in einer Weise artikulieren lässt, die keiner mehr versteht
3) jede Art von Geheim- oder Insidersprache

Ich bin an diesem Konzept der Insidersprache sehr interessiert. Es ist ja kein großes Geheimnis, dass Familien oder Freundeskreise eine solche entwickeln. In meinem konkreten Fall spreche ich mit meinem Bruder eine kodierte Sprache, die großteils aus Film- und Fernsehzitaten besteht. Wenn zum Beispiel jemand mit unwichtigen oder unzusammenhängenden Details aus dem Alltagsleben nervt (soll bei Müttern vorkommen), sagt man einfach: "Yes, it was a white wedding ... and the goldfish ... and they were not even divorced." Das kennen natürlich nur Monty Python harcore fans. Im ersten Sketch der dritten Folge (Cardinal Richelieu) tritt Mrs Fiona Lewis als Zeugin vor Gericht auf und sagt folgendes:

I swear to tell the truth, the whole truth and nothing but the truth, so anyway, I said to her, I said, they can't afford that on what he earns, I mean for a start the feathers get up your nose, I ask you, four and six a pound, and him with a wooden leg, I don't know how she puts up with it after all the trouble she's had with her you-know-what, anyway it was a white wedding much to everyone's surprise, of course they bought everything on the hire purchase, I think they ought to send them back where they came from, I mean you've got to be cruel to be kind so Mrs Harris said, so she said, she said, she said, the dead crab she said, she said. Well, her sister's gone to Rhodesia what with her womb and all, and her youngest, her youngest as thin as a filing cabinet, and the goldfish, the goldfish they've got whooping cough they keep spitting water all over their Bratbys, well, they do don't they, I mean you can't, can you, I mean they're not even married or anything, they're not even divorced, and he's in the KGB if you ask me, he says he's a tree surgeon but I don't like the sound of his liver, all that squeaking and banging every night till the small hours, his mother's been much better since she had her head off, yes she has, I said, don't you talk to me about bladders, I said...

Wenn man sich einen Treffpunkt ausmacht, spricht man von einem Wolf 359. Das war in Star Trek - The Next Generation: The Best of Both Worlds der Planet, wo sich die Föderationsflotte trifft, um sich den Borgs zu stellen.

Jetzt bin ich mal gespannt, was ihr so auf Lager habt.

Labels:

Mittwoch, 20. April 2005

Johann Gambolputty

Liebe Freunde der gepflegten Unterhaltung!

Woher kennt der Anglist Nürnberg? Natürlich aus der sechsten Folge von Monty Python's Flying Circus:

Beethoven, Mozart, Chopin, Liszt, Brahms, Panties ... I'm sorry ... Schumann, Schubert, Mendelssohn and Bach. Names that will live for ever. But there is one composer whose name is never included with the greats. Why is it that the world never remembered the name of Johann Gambolputty de von Ausfern-schplenden-schlitter-crasscrenbon-fried-digger-dingle-dangle-dongle-dungle-burstein-von-knacker-thrasher-apple-banger-horowitz-ticolensic-grander-knotty-spelltinkle-grandlich-grumblemeyer-spelterwasser-kurstlich-himbleeisen-bahnwagen-gutenabend-bitte-ein-nürnburger-bratwustle-gerspurten-mitz-weimache-luber-hundsfut-gumberaber-shönendanker-kalbsfleisch-mittler-aucher von Hautkopft of Ulm.
Wer den Namen auswendig lernt und ohne Fehler aufsagen kann, bekommt ein handsigniertes Himbleeisen. Jedenfalls war ich in der Metropole der Lebkuchen und Bratwürste, um meine LieblingsKubanischeHipHopFormation Orishas live zu sehen. Im Veranstaltungsgelände HIRSCH, einer adaptierten KFZ-Werkstätte (if I'm not much mistaken) ging es dann ab 21 Uhr ordentlich zur Sache. Offensichtlich war die Veranstaltung als HipHop-Event promotet worden, denn als die Besucher herbeiströmten, sagte der Veranstalter zur Security: Drausse steh'n a por Räbbä. Soll'n wa se reilosse? (Das habe ich natürlich jetzt frei erfunden. Aber was tut man nicht alles, um einen genialen Otto-Scherz zu recyclen.) Jedenfalls ging mir das übliche Weltmusikpublikum mit Rasta, Pali-Tuch, Sportzigarette, Jonglierbällen, lila-grünen Klamotten, Babytragetüchern samt Nachwuchs, Hanfartikeln und Sandalen ab.
Das Konzert war, kurz gesagt, die lange Fahrt (insgesamt 7 Stunden im Auto) auf jeden Fall wert. Die Jungs brauchten ein paar Lieder, um richtig loszulegen, und die Tontechnik, um die Mikrofone richtig einzustellen, aber dann wurde es richtig fein. Ich bin ja sonst kein Riesenfan von Liveauftritten, aber dieser hier hat mich wieder überzeugt. Orishas sind im deutschsprachigen Raum noch nicht so bekannt, wie sie es eigentlich verdienen würden, und singen deshalb vor ein paar hundert Fans. Diese Clubatmosphäre ist mir wesentlich lieber, als ein Stadion oder Festival mit ein paar tausend Menschen. Der langen Rede kurzer Sinn: Gehet raus und probehöret die drei CDs. Ihr werdet nicht enttäuscht sein.

Labels:

Dienstag, 19. April 2005

Orishas

Liebe Buschtrommler!

Es lässt sich relativ leicht sagen, seit wann ich Weltmusik höre. Als ich seinerzeit Dead Man Walking vor 10 Jahren im Kino sah, war ich unter anderem vom Soundtrack schwer beeindruckt. Bei nächster Gelegenheit legte ich mir diesen zu und kam so zur Musik Nusrat Fateh Ali Khans, eines absoluten Superstars im Bereich der Weltmusik. Nachdem mich dessen Sufigesänge (Quawwali) nicht wie meine unmittelbare Umgebung abschreckten (mein Bruder ist ein Spätbekehrter), suchte ich weiter und fand eine große Zahl anderer interessanter Künstler: Ali Farka Toure, Toumani Diabate, Cesaria Evora, Eliades Ochoa, Ladysmith Black Mambazo, Miriam Makeba, etc. Bei Bedarf kann ich einmal ein paar Alben empfehlen.
Eine meiner letzten Entdeckungen ist Orishas, eine Gruppe von mittlerweile nur mehr drei Franzosen kubanischer Abstammung, die im Wesentlichen kubanischen HipHop machen und somit musikalisch sehr an den Buena Vista Social Club (Hit: Chan Chan), konzeptionell aber an Delinquent Habits erinnern, die ein Crossover aus mexikanischem Mariachi und US-amerikanischer Rapmusik praktizieren (Hit: Tres Delinquentes). Orishas haben soeben ihr drittes Studioalbum herausgebracht, das nach dem härteren und mehr am Rap orientierten zweiten Album (my favourite) wieder zu den Wurzeln des erstens zurückkehrt. Diese Burschen treten heute in Nürnberg auf und Obi-Wan muss da live dabei sein. Ich habe deshalb eigens Urlaub genommen und bin schon am Sonntag nach Linz gedüst, weil wir heute von hier aus aufbrechen. Ohne eigenen Internetanschluss kann ich im Moment gerade mal meine eigenen Einträge posten, nicht aber auf eure antworten. Morgen bin ich dann wieder voll präsent und werde euch vom Konzert berichten. Bis denn.

Labels:

Montag, 18. April 2005

Arthouse

Liebe Cineasten!

Das Wort "Arthouse" habe ich in meinem Kursbuch für Neudeutsch gelernt, das kostenlos in allen Kinos und Mensen unter der irreführenden Bezeichnung M-Magazin aufliegt. Da ich nach deren Diktion ziemlich "old school" bin, checke ich jetzt - als Gegenmaßname - jede Woche die coolsten neudeutschen Wörter aus. In der DVD Sektion erfahre ich also, dass die Filme, die ich im DAS KINO sehe, zur Kategorie "Arthouse" gehören. Wessen "Art" (des Regisseurs?) und "House" (des Kinobetreibers?) damit gemeint sind, entzieht sich meiner Kenntnis.
Jedenfalls war ich in letzter Zeit wieder brav unterwegs und habe mir einige Filme angesehen, die in diese Kategorie passen könnten. Dabei fiel mir auf, dass sich auch hier eine eigene Gruppe von Versatzstücken herauszubilden scheint, ähnlich der, die wir alle schon zur Genüge aus dem Massenkino kennen. Während dort schon vorher klar ist, dass Bruce Willis wieder einmal zwei Stunden barfuss über Glasscherben laufen wird, bis er alle Terroristen abknallt, kann ich mich hier ebenfalls schon auf gewisse Dinge verlassen: das Sozialdrama mit offenem Ende, der unheilbare Kranke, der am Ende stirbt, das kleine verwaiste Kind, das eine Vaterfigur findet etc. Während die schauspielerischen Leistungen konsistent hoch sind, flachen die Geschichten immer mehr ab. Dieses so genannte alternative Kino oder Kunstkino, wird immer mehr zu einem eigenen etablierten Genre, das wie der große Bruder unter der Redundanz der Stoffe leidet. Vielleicht sollte ich ein paar Beispiele bringen.
Million Dollar Baby war die herbste Enttäuschung. Drei Teile Rocky als Frau plus ein Teil unheilbar Kranke, die am Ende stirbt, ergibt (rein handlungs- und ideenmäßig gesehen) einen superflachen Film, der nur durch die Größe der Schauspieler und die hervorragende Produktion gerettet werden. Boxfilme gehören ja mit zum Dünnsten und Dümmsten, was sich Drehbuchautoren je haben einfallen lassen. Eigentlich gibt es nur eine mögliche Handlung und ich erspare mir hier die Details. Den finalen Sieg durch ein bereits klischeehaftes Arthouse-Ende (Philadelphia, My Life without Me, Mar Adentro etc.) zu ersetzen, mag ja manchem als Geniestreich vorkommen.
Maria, llena eres de gracia ist auch sehr bemüht dem Arthouse-Standard gerecht zu werden. Dieses Mal ist es ein Sozialdrama mit offenem Ende, das beim Sundance Filmfestival den Publikumspreis gewann. Die Schauspieler sind wieder gut und die Geschichte ist wieder sozialkritisch bla bla bla, aber eigentlich bleibt da auch nichts wirklich in Erinnerung.
Sideways hingegen fand ich extrem witzig. Komödien haben den Riesenvorteil, dass sie mit Klischees herumspielen können und dieser Umstand der Geschichte eher hilft als schadet. Als überzeugter Rotweintrinker war ich für diesen Streifen sowieso prädestiniert, aber ich vermute, dass er auch für Bier- und Limonadenfreunde funktioniert.
Zum Abschluss möchte ich zum Ausgleich noch ein paar Filme aufzählen, die mir wirklich gut gefallen haben: Lost in Translation, Lantana, Whale Rider, Crouching Tiger & Hidden Dragon, Frida, City of God, Amores Perros (parts of it) und Todo sobre mi madre, um nur einige zu nennen. Jetzt könnt ihr über mich herfallen und nachweisen, warum auch hier nur Klischees vorkommen.

Labels:

Samstag, 16. April 2005

OB1 und die Klone

Liebe Jar-Jaristen!

Ich bin ja, um es einmal in aller Deutlichkeit zu sagen, ein Mann der fast ersten Stunde. Als vor ziemlich genau 21 Jahren der Trailer von "Die Rückkehr der Jediritter" in Frank Hoffmanns Kinomagazin "Trailer" (Anscheinend hat der Typ, der sich jetzt die deutschen Verleihtitel amerikanischer Filme ausdenkt, früher Fernsehsendungen benannt) lief, war das ungefähr so geil wie die Anfangssequenz von Knight Rider. Also saugeil. Als da ein AT-ST (All Terrain Scout Transport) durch den Dschungel des Waldmondes Endor stapfte, war mein Glück ohne Grenzen. Star Wars, The Lord of the Rings, Dune - das waren meine Welten. Damals schleppte ich sogar meine Schwestern und meinen Vater ins Kino, um alle drei Teile innerhalb von zwei Wochen zu sehen. (Damals gab es noch keine triple features.) Wenn man sich vorstellt, dass die meisten Effektsequenzen aus Star Wars heute noch ganz ordentlich aussehen, dann muss man sich das Erlebnis vor 20 Jahren einmal vorstellen. Damals gab es gar nichts: keine PCs, kein Internet, keine Referenz für Filme dieser Art. Und Darth Vader war noch echt böse: Den ersten Rebellen, den er erwischt, hebt er mit einer Hand am Hals hoch, drückt zu, bis das Genick bricht und wirft den leblosen Körper an die Wand. Da konnte man sich trotz aller Märchenelemente die Bedrohung durch diesen Typen noch echt vorstellen. Wenn man sich aber Episode 1 ansieht, wie da Sklaverei und Tyrannei verharmlost werden, verstehe ich wirklich nicht mehr, was das soll. Jar-Jar Binks zieht im Überlebenskampf seines Entenvolks (Howard the Duck läßt grüßen!) eine Slapsticknummer nach der anderen ab und wenn Anakin das Droidenkontrollschiff der Handelsföderation zerstört, muss ich immer fürchterlich weinen, weil die Roboter noch so viele dieser verdammten Mutanten hätten abschlachten können. "Return of the Jedi" ist ja aus heutiger Sicht auch ein Trauerspiel, genau so wie David Haselnuss und Knight Rider.
Zu meinen Lieblingsspekulationen in der Zeit vor Episode I gehörte, dass Obi-Wan selbst ein Klon sei und sein Name für OB-1 stehe, also den Prototypen eines Klonzuchtprogramms. Damals, vor 12 Jahren, hatten wir alle noch Hoffnungen.

Labels:

Freitag, 15. April 2005

Sie marschieren wieder

Liebe Freunde der Blasmusik!

Eine meiner Lieblingsgeschichten ist ja, dass irgendwo auf dieser Welt ein wissenschaftlicher Aufsatz existiert, der den vielversprechenden Titel "Nationalsozialistische Inszenierungstechniken im Musikantenstadl" trägt. Danach kommt auf der Liste der Toptitel gleich "Metaphern des Kalten Krieges im DDR Western".
Nachdem Caroline Reiber, die deutsche Antwort auf Karl Moik, wegen Altersdemenz aus dem Rennen ging, folgte ihr sofort Carmen Nebel nach, die zumindest einen programmatischen Nachnamen aufzuweisen hat. Karl Moiks unbändiger Stolz auf sein Lebenswerk qualifiziert ihn als Überzeugungswähler des BZÖ. Moik und Haider liegt ja nichts mehr am Herzen als das Seelenheil des kleinen Mannes. Während der erste sich an seinem ungebrochenen Erfolg permanent aufgeilt und in jeder Talkshow prahlt, wie völkerverbindend seine Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners nicht sei, muss der andere jetzt wieder um jeden Kleingeist in dieser Republik kämpfen. Es gibt auf dieser Welt ja nichts das potentiell mehr verblödet als Fernsehen, Sport und Musik. Deshalb lassen die Amerikaner ja auch vor der Übertragung des Superbowl-Spiels Mariah Carey singen.
Vielleicht darf ich hier zum Abschluss noch aus "Die Ursache" von Thomas Bernhard zitieren:
"Ich hatte nie die Lust am Betreiben irgendeines Sports gehabt, ja ich habe den Sport immer gehaßt, und ich hasse den Sport heute noch. Dem Sport ist zu allen Zeiten und vor allem von allen Regierungen aus gutem Grund immer die größte Bedeutung beigemessen worden, er unterhält und benebelt und verdummt die Massen, und vor allem die Diktaturen wissen, warum sie immer und in jedem Fall für den Sport sind.
Wer für den Sport ist, hat die Massen auf seiner Seite, wer für die Kultur ist, hat sie gegen sich, hat mein Großvater gesagt, deshalb sind immer alle Regierungen für den Sport und gegen die Kultur. Wie jede Diktatur ist auch die nationalsozialistische über den Massensport mächtig und beinahe weltbeherrschend geworden. In allen Staaten sind zu allen Zeiten die Massen durch den Sport gegängelt worden, so klein und so unbedeutend kann kein Staat sein, daß er nicht alles für den Sport opfert." Siehe Österreich.

Labels:

Donnerstag, 14. April 2005

King Kong

Liebe Obstler!

Peter Jackson und King Kong sind Seelenverwandte. Daran besteht kein Zweifel. Als P.J. als junger Silberrückengorilla im Dschungel Neuseelands unter lauter Menschen aufwuchs, war King Kong die einzige Identifikationsfigur. Jeden Tag ging er in die Nachmittagsvorstellung und floh in die Fantasiewelt von Skull Island. Beide kamen übrigens an Halloween zur Welt und waren dadurch, rein astrologisch gesehen, für die höheren Weihen des Freakdoms bestimmt. Im Moment boomen ja die sogenannten "biopics" und "King Kong" ist nur ein weiterer Film dieser Modeerscheinung, die gerade mit "Ray" einen Höhepunkt erlebte und wahrscheinlich bald wieder abebbt. Ein bisschen erinnert mich die Sache ja an George Lucas, der mit Episodes I-III seinem Idol Jar-Jar Binks gerade ein filmisches Monument setzt. Ursprünglich hieß die Serie ja "Jar Wars" und handelte von Binks Skywalker. Aber die Produzenten der "Teletubbies" fanden die Geschichte zu grausam für 3-jährige und Lucas musste das gesamte Drehbuch, also alle 5 Seiten, komplett umschreiben. Aber zurück zu P.J.
Nicht nur, dass die Leute von Universal dem guten Pete ein kolportiertes Budget von 200 Millionen Dollar für diesen Streifen zur Verfügung stellten, sie plünderten jetzt auch ihre piggy bank (Rücklagen für Teil II und III von "Chronicles of Riddick") und gaben stattdessen Teil II und III von "King Kong" in Auftrag, noch bevor der Streifen überhaupt im Kino angelaufen ist. Aber es kommt noch besser: In "Son of Kong" und "Into the Wolf's Lair" kämpft der Sohn King Kongs auf Seiten der Amerikaner im zweiten Weltkrieg gegen genetisch manipulierte Nazimonster. Ausnahmsweise geht hier nicht die Fantasie mit mir durch. Bitte geht auf die Seite http://www.kongisking.net/index.shtml und ladet euch das production diary day 123 runter. Ich kann übrigens die ganze Serie der production diaries jedem Filminteressierten empfehlen. Am Schluss möchte ich noch schnell sagen, dass ich Peter Jackson für einen der größten Regisseure des Massenkinos halte.

Labels:

Mittwoch, 13. April 2005

komm in den totgesagten park und schau

Liebe Pomologen!

Die Obstforschung ist als Spezialdisziplin der Hortikultur in der breiten Bevölkerung fast unbekannt. Wer sich aber in meinen bescheidenen Obstgarten verirrt, wird vom Baum der Erkenntnis kosten dürfen und die Früchte seines Erfolges ernten. In Zeiten wie diesen, in denen der amerikanische Traum auch in Österreich wahr werden kann und die Strickliesl uns nun als Unterrichtsvermisterin ordentlich häkeln darf, kommt es auf jeden ehrlich gemeinten Versuch an, wie Chief Justice Fargo als Prediger in die Cursed Earth rauszugehen um die Barbaren zu zivilisieren. Warum ist jeder über die PISA-Studie schockiert, wenn unsere Unterrichtsvernichterin besser beim Friseur aufgehoben wäre, wo sie mit den anderen Leserinnen von "Frau am Herd" über Prinz Charles' Hochzeit debattieren könnte. Bei den Vorarlbergern ist es doch wie bei den Meeressäugetieren: Während die einen den Großteil ihres Hirns für ein äußerst komplexes Echolotsystem benötigen, geht bei den anderen ein Großteil der Rechenleistung für die ständige Simultanübersetzung ihrer rudimentären Primatensprache ins Deutsche drauf. Da kann man sich doch keine Satzlogik, geschweige denn geistige Höhenflüge erwarten.
Credit für diese Seite gebührt ausschließlich Chris Genzel. Nicht nur, dass er mich zum Bloggen gebracht hat, mein Spitzname Obi-Wan und der Titel dieser Seite sind auch auf seinem Mist ..äh.. Naturdünger gewachsen.
Wer an großen Weltverschwörungstheorien und dem bevorstehenden Kampf zwischen den Mächten des Lichts und der Finsternis interessiert ist, soll auf meiner religiösen Fundiseite "Die Offenbarung" vorbeischauen. Den Link findet ihr rechts in der Liste. Da ich meine göttliche Sendung nicht von meinem Privatleben trennen kann, erscheine ich auch auf dieser Seite als die 144 Auserwählten.
Mit der Offenbarungsseite haben die meisten das Problem, dass sie kaum zu Kommentaren einlädt (es gibt nur eine Wahrheit und die habe nun mal ich gepachtet). Ich hoffe, dass der Obstgarten da kundenfreundlicher ist.