Mittwoch, 27. August 2008

The Dark Knight

Liebe Batfans!

Als Christopher Nolan 2005 mit BATMAN BEGINS das Franchise neu belebte, wollte er bewusst mehr Ernst und Realismus, was nach Joel Schumachers BATMAN FOREVER (1995) und BATMAN & ROBIN (1997) nicht nur leicht, sondern auch dringend nötig war. Ich sage bewusst auch "leicht", weil der wahre Durchbruch mit Tim Burtons BATMAN (1989) gelang. Wenn uns jetzt, 20 Jahre später, vieles lächerlich oder überzogen vorkommen mag, darf man nicht vergessen, dass es Burton war, der die Grundlage für alle Comicverfilmungen der nächsten zwei Jahrzehnte schuf.
Ich bringe Burtons zwei Batman Filme (BATMAN RETURNS folgte 1992) auch deshalb ins Spiel, weil sie sich in ähnlicher Weise zueinander verhalten wie Nolans BATMAN BEGINS und THE DARK KNIGHT (2008). In beiden Fällen war der erste Film ein Riesenerfolg und schrie nach einer Fortsetzung. Das Problem der Superheldengeschichten ist aber generell, dass ihr Kern aus einer faszinierenden tragischen Geschichte besteht, diese aber schnell erzählt ist. Bei SPIDERMAN 3 (2007) wurde einem dieser Umstand schnell schmerzlich bewusst. Wie im griechischen Drama geht es bei allen Comicfortsetzungen also um das Herausarbeiten von Details und Facetten.
Burton und Nolan führten in ihren ersten Teilen in eine völlig neue und faszinierende Welt ein. Beide verwendeten verschiedenste Comicvorlagen um ihren eigenen Batman Mythos zu erschaffen. Mit dem Ende des ersten Films waren aber alle Hauptfiguren, ihre Umwelt und der spezifische Blickwinkel auf den Superhelden etabliert. Wie geht es also weiter? Die Batman Geschichte bietet im Gegensatz zum faden Superman drei Besonderheiten: Der Held ist nur ein Mensch, seine nächtlichen Ausflüge werden durchaus mit Argwohn betrachtet und er ähnelt in erschreckender Weise seinen Gegenspielern. Burton setzte diese Apekte in BATMAN RETURNS konsequent um und Nolan musste zwangsläufig auch diesen Weg einschlagen. Die Demontage von Batman kombiniert mit der wunderbar gespielten kriminellen Energie der Bösewichte irritiert in beiden Fortsetzungen. Der Superheld ist ein verwirrtes Opfer der Umstände, das nur mehr reagiert und, so gut es geht, die Katastrophe eindämmt. Wie schon Penguin und Catwoman in BATMAN RETURNS, spielen in THE DARK KNIGHT Joker und Two-Face Batman locker an die Wand. Kurz gesagt: Was viele als Besonderheiten in THE DARK KNIGHT zu erkennen glauben, ist bereits in Burtons Version zur Gänze vorhanden bzw. in den Comic Büchern, auf denen all diese Filme basieren. Frank Miller bringt die Spiegelung Batmans in seinem Gegenspieler wunderbar in THE DARK KNIGHT RETURNS (1986) auf Seite 55 auf den Punkt. Wie unterscheidet sich THE DARK KNIGHT aber nun wirklich von den Vorlagen?
Der größte Triumph und Fluch des Films ist sein Realismus. Alles Comichafte wurde verbannt und Nolan schafft das scheinbar Unmögliche: einen (allzu) ernsten und brutalen Film über die Grundfesten unserer Gesellschaft und ihr Verhältnis zu Gewalt und staatlicher Ordnung. Die vielen Anspielungen auf 9/11 wirken für mich aufgesetzt, unterstreichen aber ganz deutlich die Absicht des Films, der fast beiläufig im Batman Universum spielt. Der Superheld kommt einem fast verloren vor in der richtigen Welt, wo er nun tatsächlich ein Freak und Außenseiter ist.
Das größte Problem des Films ist, dass man die Absurditäten eines Comics gerne verzeiht, solange es sich um ein Comic handelt. In THE DARK KNIGHT fallen die Ungereimtheiten also umso mehr ins Gewicht und stören erheblich den angestrebten Realismus. Anstatt eine lange Liste zu präsentieren (Batpod, Sonar, love triangle, Lucius Fox als Q etc.) konzentriere ich mich lieber auf den zentralen Widerspruch. Der Joker versinnbildlicht die Anarchie, das völlig ungeplante Dahindriften und erklärt in mehreren Reden sein Grundprinzip. Jeder seiner Taten zeugt jedoch von minutiöser Planung, verbunden mit einem erheblichen finanziellen, personellen und logistischen Aufwand.
Ein weiteres Problem ist das unausgewogene Timing und die verwirrend konstruierte Handlung. 2 1/2 Stunden Hochschaubahn lassen einem sowieso nicht viel Zeit zum Denken und man verlässt völlig erledigt den Kinosaal. Jokers Anarchie sollte ein Thema des Films, nicht aber sein Organisationsprinzip sein. Es gibt viel zu viele Charaktere, Handlungsstränge, plötzliche Wendungen, Episoden, Kämpfe, etc. Die Handlung des Films lässt sich kaum nacherzählen. Der Schlusskampf samt Schauplatz entwickelt sich nicht logisch aus dem Film, sondern taucht, wie so vieles, plötzlich aus dem Nichts auf. Nolan schwindelt sich ununterbrochen mit Tricks über eine ordentliche Kontinuität hinweg, von denen das Sonar nur die absurdeste Ausprägung ist.
Insgesamt lässt sich sagen, dass man den Film unbedingt noch einmal sehen muss, um ihn richtig einordnen zu können. Beim ersten Mal ist er viel zu überwältigend.

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Freitag, 8. August 2008

Dalai Lama

Liebe Ti- und andere Beter! Liebe Trittbrett- und Tibetfahrer!

Manchmal öffnet man die E-Mail eines Bekannten und entdeckt ein PowerPoint Attachment, das man nach Möglichkeit an 5 Bekannte weiterschicken soll, damit es Glück bringt. Darin finden sich neben zahlreichen Bildern des safranfarbenen Religionsentertainers auch noch ...

Die 20 Weisheiten des Dalai Lama:

Beachte, dass große Liebe und großer Erfolg immer mit großem Risiko verbunden sind.
Wenn du verlierst, verliere nie die Lektion.
Habe stets Respekt vor dir selbst, Respekt vor anderen, und übernimm Verantwortung für deine Taten.
Bedenke: Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein großer Glücksfall.
Lerne die Regeln, damit du sie richtig brechen kannst.
Lasse niemals einen kleinen Disput eine große Freundschaft zerstören.
Wenn du feststellst, dass du einen Fehler begangen hast, ergreife sofort Maßnahmen, um ihn wieder gut zu machen.
Verbringe jeden Tag einige Zeit allein. Öffne der Veränderung deine Arme, aber verliere dabei deine Werte nicht aus den Augen.
Bedenke, dass Schweigen manchmal die beste Antwort ist.
Lebe ein gutes, ehrbares Leben.
Wenn du älter bist und zurückdenkst, wirst du es noch einmal genießen können.
Eine liebevolle Atmosphäre in deinem Heim ist das Fundament für dein Leben.
In Auseinandersetzungen mit deinen Lieben sprich nur über die aktuelle Situation.
Lasse die Vergangenheit ruhen.
Teile dein Wissen mit anderen. Dies ist eine gute Möglichkeit, Unsterblichkeit zu erlangen.
Gehe sorgsam mit der Erde um.
Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie gewesen bist.
Bedenke, dass die beste Beziehung die ist, in der jeder Partner den anderen mehr liebt als braucht.
Miss deinen Erfolg daran, was du für ihn aufgeben musstest.
Widme dich der Liebe und dem Kochen mit ganzem Herzen.

Ich bin dann immer sprachlos. Als Geisteswissenschaftler, Humanist und Christ gehen meine Wurzeln und die meiner Kultur 2500 Jahre zurück, genau zu der Zeit, als Buddha seine Erleuchtung hatte. Da gab es schon Homers Epen, bald darauf die Demokratie in Griechenland, Theater, Philosophen (z.B. Platon) und Aristoteles' Poetik, einen Großteil des Alten Testaments in der überlieferten Form - um nur ein paar wenige Meilensteine zu nennen. Und dann schickt mir jemand die Sprüchlein des Exil-Gottkönigs von Tibet, die er von Omas Sparkassenkalender geklaut hat? Bevor ich mich noch weiter wundere, möchte ich auf Per Hinrichs' Artikel im SPIEGEL vom 27. Juli 2007 verweisen, der die Sache sehr schön polemisch zusammenfasst. (Einfach auf den Titel oben klicken - der ist verlinkt!)

Neben der rein philosophisch-religiösen Seite gibt es dann noch die politische. Anstatt den Dalai Lama und den Tibetkonflikt seriös-sachlich in den nötigen zeitgeschichtlichen Zusammenhang zu stellen, beteiligen sich die westlichen Medien an einer unglaublichen Propaganda, die den 14. Dalai Lama uneingeschränkt in den Himmel lobt und das chinesische Regime in Peking mehr oder weniger als faschistische Barbaren hinstellt. Ich bin nun wirklich kein Freund der Diktatur, und somit auch nicht der chinesischen, aber diese gezielte Fehlinformation und Manipulation der westlichen Öffentlichkeit macht mir schon Sorgen, besonders aber, dass bei uns jeder diesen Scheiß auch noch glaubt.
Die französische Revolution (1789) ist deshalb ein Schlüsselereignis der westlichen Demokratiegeschichte, weil die Bürger die Nase voll hatten von Sonnenkönigen, Herrschern von Gottes Gnaden und sonstigen Theokraten. 220 Jahre später laufen die Europäer in Scharen zum Gottkönig von Tibet, um sich für 50 Euro die schönsten Sprüche aus dem Poesiealbum aufsagen zu lassen. Tibet war bis zum Einmarsch der Chinesen selbst eine feudale Diktatur, wo reiche Klöster und Adelige auf Kosten der Leibeigenen und der völlig verarmten Landbevölkerung lebten. Was wir als finsterstes Mittelalter bezeichnen, war in Tibet vor 50 Jahren noch gang und gäbe. Aus chinesischer Sicht schaffte Tibet erst den Sprung in die Moderne durch den Einmarsch der Volksarmee. Diese Heilsbotschaft, dass es den Tibetern erst so richtig gut geht seit sie unter chinesischer Herrschaft sind, ist ebenso einseitig wie die Gegenbehauptung, dass Tibet ein Paradies auf Erden war. Ich möchte hier auf den Artikel "Freundlicher Feudalismus - Der Tibet-Mythos" von Marcus Hammerschmitt (http://www.indymedia.org/; 04.07.2008) verweisen, der die Geschichte Tibets kritisch hinterfragt:

http://de.indymedia.org/2008/07/221280.shtml

Mir geht es nicht darum, die eine oder andere Version der Geschichte als Wahrheit zu verkaufen, weil sie es beide nicht sind und in politischen Konflikten immer mit harten Bandagen und Lügen gekämpft wird. Vielmehr möchte ich zeigen, dass jeder im Westen eine jahrelange Gehirnwäsche hinter sich hat - Tibet super, China böse!! - und diese Propaganda laufend mit einem Tatsachenbericht verwechselt wird.
Ich möchte auch dazu aufrufen, diesem elenden Fast-Food-Buddhismus abzuschwören. Nur wer keine Bücher liest und seine eigene Geschichte nicht kennt, ist entwurzelt und braucht diese leicht konsumierbaren Heilsbotschaften. Selbst der christliche HERDER Verlag hat 15 Titel vom Dalai Lama im Programm. Kann ich mich als Christ ohne buddhistischen Klimbim nicht mehr selbst finden?

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